Secret Service

Von Sir Sean Connery bis Daniel Craig hat James Bond mittlerweile sechs Inkarnationen durchlaufen. Das dürfte echten Geheimagenten kaum gelingen. Gleichwohl sind ihre Betätigungsfelder nach wie vor groß.

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Von
  • Diane Sieger

Die meisten Menschen kennen Geheimdienste nur aus Spionagefilmen, Schnüfflerromanen oder Comic-Heften. Otto Normalverbraucher kommt im realen Leben wissentlich nur äußerst selten mit Agenten und Spionen in Kontakt. Und doch haben Geheimdienste in der Geschichte immer wieder eine große Rolle gespielt; sowohl innerdeutsch als auch international. Obwohl sie im Verborgenen agieren, gelangen gelegentlich ihre Erfolge oder Skandale an die Öffentlichkeit. Es lohnt sich also, einen Blick ins Web zu werfen, um zu schauen, ob es Geheimdiensten auch online gelingt, ihre Spuren zu verwischen und im Verborgenen zu bleiben.

In Deutschland gibt es drei Geheimdienste, die offiziell Nachrichtendienste genannt werden. Das Bundesamt für den Verfassungsschutz (BfV) befasst sich mit der Wahrung der inneren Sicherheit, indem es relevante Informationen sammelt und bewertet. Hauptsächlich erhält das BfV seine Erkenntnisse durch öffentlich zugängliche Medien wie Zeitungen und Zeitschriften, jedoch kommen oftmals auch V-Leute oder die Überwachung von Brief- und Telefonverkehr zur Informationsbeschaffung infrage. Wie genau der Verfassungsschutz an Auskünfte gelangt, ergibt sich aus § 3 des Bundesverfassungsschutzgesetzes (BVerfSchG). Die Arbeitsfelder konzentrieren sich erwartungsgemäß auf Gefahren, die vor der eigenen Haustür lauern: Rechts- und Linksextremismus, Ausländerextremismus und die Beobachtung der Scientology-Organisation sind nur einige der Bereiche, in denen der Verfassungsschutz aktiv ist.

Der Bundesnachrichtendienst (BND) dagegen konzentriert sich ganz und gar auf die außen- und sicherheitspolitische Lage Deutschlands. Mit einem Fokus auf internationalem Krisenmanagement, Konflikteindämmung und -bewältigung gelingt es dem BND oft, krisenhafte Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und die Bedrohungspotenziale zu entschärfen. Detailliertere Informationen zu den Aufgabenfeldern des BND finden sich unter dem Menüpunkt „Wir über uns“.

Der dritte deutsche Nachrichtendienst im Bunde ist der Militärische Abschirmdienst (MAD). Auch der MAD erhebt Daten, die er verarbeitet und nutzt. Sein Schwerpunkt liegt allerdings auf dem militärischen Sektor, etwa Spionage- und Sabotageabwehr. Häufig ist der Militärische Abschirmdienst an Auslandseinsätzen der Bundeswehr beteiligt. Den vollständigen Auftrag und die Aufgaben des MAD kann man online nachlesen.

Wer denkt, dass drei Geheimdienste für ein Land viel sind, sollte einen Blick über den großen Teich in die USA werfen. Dort gibt es insgesamt 16 Organisationen, die sich voll und ganz der Nachrichtenbeschaffung widmen. Der bekannteste US-Service ist wohl die CIA (Central Intelligence Agency), der ausschließlich im Ausland tätige, zivile Geheimdienst der Vereinigten Staaten von Amerika. Eine der Aufgaben der CIA ist die Herausgabe des World Factbook, einer Publikation, die nicht geheime Länderinformationen öffentlich zugänglich macht. Über die hier einsehbaren Statistiken erfährt man beispielsweise, dass in Deutschland etwa ein Prozent aller Kinder unter fünf Jahren untergewichtig ist oder dass die Anzahl arbeitsloser Jugendlicher und junger Erwachsener über zehn Prozent liegt.

Für all diejenigen, die schon immer davon geträumt haben, für die CIA zu arbeiten, gibt "How to Become a CIA Agent" Auskunft über nötige Vorbereitungsschritte. Die wohl größte Hürde dürfte für die meisten Europäer darin bestehen, die US-Staatsbürgerschaft zu erlangen, denn ohne amerikanischen Pass ist eine Karriere im Geheimdienst undenkbar. Doch zum Glück geht Wikipedia auch auf dieses Problem ein und verlinkt zu einer Webseite, die das Staatsbürgerschaftsverfahren Schritt für Schritt erläutert.

Wie erwähnt, gibt es noch viele weitere Geheimdienste in den USA; alle mit unterschiedlichen Schwerpunkten und Aufgabenfeldern. Eine genauere Übersicht aller Dienste liefert der informative Blog „USA Erklärt“.

Blickt man auf die Geschichte der internationalen Geheimdienste, so lässt sich die Geburtsstunde der Services etwa gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts datieren. Sir Francis Walsingham, heute oftmals als Stammvater der Spionage bezeichnet, vereitelte am Hofe der britischen Königin Elisabeth Mordversuche der katholischen Kirche an der amtierenden Monarchin. Die Kirche hätte gern Schottlands Maria Stuart auf dem Thron gesehen und versuchte ausdauernd, Elisabeth aus dem Weg zu schaffen. Im Zuge dieser Aktionen hat Königin Elisabeth Walsingham damit beauftragt, einen Geheimdienst zu gründen – den ersten Service dieser Art, der mit staatlichem Budget operierte.

Dank seines weitläufigen Netzwerks und aufgrund seines Erfindungsreichtums, wenn es um die Entschlüsselung abgefangener Kommunikationen ging, blieb Walsingham lange Zeit erfolgreich und erwirkte letztendlich die Hinrichtung Maria Stuarts. Wer mehr über die spannende Geschichte des ersten Geheimagenten wissen möchte, kann entweder die englischsprachige Biografie lesen oder unter YouTube den ersten Teil der Folge „Die Welt der Geheimdienste“ der TV-Serie „History“ ansehen.

Heutzutage ist der britische Auslandsgeheimdienst SIS (Secret Intelligence Service), besser bekannt unter dem Namen MI6 (wobei das Kürzel für „Military Intelligence, Section 6“ steht), dank Actionheld James Bond jedermann geläufig. Die Romanfigur Bond, dessen Vorbild vermutlich der britische Marineoffizier und erfolgreiche Spion des Zweiten Weltkriegs Patrick Dalzel-Job ist, begegnet Cineasten seit den frühen 1960er-Jahren auch im Kino. Bislang gibt es 22 James-Bond-Filme; der neueste mit dem Titel „Skyfall“ kommt gegen Ende dieses Jahres in die deutschen Kinos. Die umfangreichsten Informationen zum Thema James Bond im Allgemeinen bietet Wikipedia .

Doch zurück zur Realität: In Deutschland ist das Konzept Geheimdienst in den letzten Wochen und Monaten im Zuge der Ermittlungen rund um die Straftaten des rechtsradikalen Trios in Thüringen deutlich ins Schussfeld aufgebrachter Bürger und der Medien geraten. Sowohl die Frankfurter Allgemeine Zeitung als auch die ZEIT haben sich im November letzten Jahres mit der Diskussion um die Abschaffung der Geheimdienste befasst. Das Politmagazin Der Spiegel geht nicht ganz so weit mit seinen Forderungen; statt Einstellung des Verfassungsschutzes fordert er eine umfassende Restrukturierung.

Wer dennoch an einem Job im deutschen Geheimdienst interessiert ist, dem liefert der Galileo-Bericht „Wie werde ich Agent?“ Informationen zur Karriereplanung. Reporter Florian Schwarz wollte wissen, wie man im Beruf des Geheimagenten durchstarten kann. Er beginnt seine Suche zunächst erfolglos auf einer Jobbörse, erfährt später jedoch wissenswerte Details rund um die Spion-Laufbahn von einem ehemaligen Agenten. (ka)