ARD-Digitalstrategie: Handy-Tagesschau ab Juli, HDTV ab 2010

Die Intendanten der ARD haben ihre Digitalstrategie für die kommenden Jahre vorgestellt: Handy-TV, Spartenkanäle und ganz viel Internet machen die Eckpunkte des Papiers aus.

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Die Intendantenrunde der ARD hat sich auf ihrer Sitzung in Saarbrücken auf eine neue Digitalstrategie für die Sendergruppe verständigt. Das unter Federführung des Saarländischen Rundfunks (SR) entstandene Strategiepapier umfasst die Pläne der öffentlich-rechtlichen Anstalt für verschiedene digitale Vertriebswege. "Die Palette reicht von HDTV und Handy-TV über ein Audio- und Videoportal bis hin zu digitalen Zusatzangeboten im Hörfunk", sagte der ARD-Vorsitzende Fritz Raff.

Die ARD will künftig mehr Inhalte über die verschiedenen neuen Verbreitungskanäle an die Zuschauer und Hörer bringen. Eine zentrale Rolle soll dabei die "Tagesschau" spielen. Das Nachrichten-Flaggschiff will die ARD zu einer "der Hauptmarken für die digitale Welt" machen. Einer der ersten Schritte dazu ist eine stündlich aktualisierte 100-Sekunden-Fassung der TV-Nachrichten, die jederzeit auf dem Handy abgerufen werden kann. Das Angebot soll schon Mitte Juli starten. In Zukunft sollen ARD-Inhalte zunehmend auch über Handy-TV zu empfangen sein.

Auch sein Internetangebot will der Senderverbund weiter ausbauen. Unter der Adresse www.ard.de soll rechtzeitig zur Internationalen Funkausstellung in Berlin Anfang September ein Audio- und Videoportal eingerichtet werden, über das ausgewählte, bereits gesendete Fernseh- und Radioprogramme bis sieben Tage nach Sendetermin abrufbar sein sollen. Der Schwerpunkt werde dabei auf aktuellen und Informationssendungen liegen. Über die Möglichkeiten, nach dem Vorbild der englischen BBC auch die Inhalte der Archive zugänglich zu machen, solle noch etwa bis Oktober beraten werden. Die Zentralmarke "Tagesschau" ist im Internet schon länger mit einem ausgedehnten Angebot präsent. Das im August 2006 gestartete Blog des Redaktionsteams wird – wie heute vorzeitig bekannt wurde – mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet.

Die drei Digitalkanäle der ARD sollen ebenfalls weiterentwickelt werden. "EinsExtra" soll dabei zu einem umfassenden Informationsprogramm werden. In welchem Umfang die Neuorientierung umgesetzt wird, soll noch in den zuständigen Kommissionen beraten werden, das endgültige Konzept im September dieses Jahres stehen. Raff sagte, dass die Marke "Tagesschau" wahrscheinlich auch in einem neuen Namen für "EinsExtra" niederschlagen werde. Ab 2010 plant der Sender zudem den Einstieg in die HDTV-Übertragung.

"Wir wollen unserem Publikum großen Mehrwert ohne erheblichen Mehraufwand bieten", fasste der Vorsitzende Raff die Strategie der ARD zusammen. Einigen Aufwand will der Sender angesichts der Pläne schon betreiben. Und auch über den vom Mediennutzer zu leistenden Mehraufwand hat die ARD (zusammen mit dem ZDF) eine gewisse Vorstellung. Die Gebührenerhöhung ist schon beantragt. Die ARD sehe in der Digitalisierung die große Chance für Gebührenzahler, von den Inhalten der ARD noch mehr zu profitieren als im analogen Zeitalter, sagte Raff. "Die Rundfunkgebühr wird in der digitalen Medienwelt zur Content-Flatrate für Qualitätsinhalte."

Die Wettbewerber sehen die digitale Entwicklung der Öffentlich-Rechtlichen kritisch. So mahnte etwa der Bundesverband der Zeitungsverleger, die "Internetexpansion" der Öffentlich-Rechtlichen gefährde die privatwirtschaftlichen Medienunternehmen: Jede Erhöhung der "Zwangsgebühr" belaste das Medienbudget der Bürger zusätzlich. Zudem verzerrten die "ausufernden Angebote" völlig den Wettbewerb, zumal das Online-Angebot von ZDF und ARD nichts mehr mit deren Auftrag zu tun habe. Auf eine Präzisierung des öffentlich-rechtlichen Auftrags bestand auch Brüssel. Zwar verzichtete die EU zuletzt auf die Einleitung eines Beihilfeverfahrens wegen der Gebührenfinanzierung, forderte aber, die Finanzierung von ARD und ZDF auf ein Maß zu beschränken, das zur Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags erforderlich sei. (vbr)