WRC-Konferenz streitet über Funkfrequenzen

3000 Delegierte der World Radio Communication Conference diskutieren die zukünftige Zuteilung von Frequenzen für Mobilfunk, Satellitendienste oder Drohnen – und belasten das Konferenznetz mit Peer-to-Peer-Verkehr.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Monika Ermert
  • Johannes Endres

Die Wellenkonferenz (World Radio Communication Conference, WRC) der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) in Genf läuft schon eine Woche. Doch welche zusätzlichen Frequenzbereiche die Staaten für mobile Datendienste öffnen wollen, ist weiterhin ein heißes Streitthema. Dabei kann die Entscheidung über die "zweite Digitale Dividende" erst 2016 fallen.

Für den GSM-Verband unterstrich Roberto Ercole, Senior Director of Spectrum, gegenüber heise online nochmal, für wie wichtig seine Branche es hält, dass das Thema weitere Mobilfunkfrequenzen auf die nächste Agenda geschrieben wird. Würde der Bedarf jetzt nicht auf die Agenda für 2016 gesetzt, müsste der Mobilfunk noch über 10 Jahre warten, hatte Ercole geschrieben. Experten schätzen den Bandbreitenhunger mobiler Breitbandanwendungen etwa für Länder wie Australien, England und die USA so hoch ein, dass über die nächsten 10 Jahre rund 500 MHz zusätzlich notwendig seien. Den Gesamtfrequenzbedarf berechnete die ITU selbst auf zwischen 1400 und 1700 Mhz.

Die Mobilfunker schielen dabei auch auf den umkämpften Frequenzbereich unter einem Gigahertz. Frequenzen, also in unmittelbarer Nachbarschaft der von Ihnen nach der WRC 2007 abgeschöpften digitalen Dividende. Dem Vorschlag der arabischen und afrikanischen Staaten, auf den Bereich unterhalb von 790 zu erweitern, stehe man "neutral" gegenüber, erklärte Ercole auf die Anfrage von heise online. Europas Regulierer, die Europäische Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation (CEPT), lehne eine solche die Erweiterung jedoch ab.

Tatsächlich zeigen die Korrekturen in einem finnischen Papier (Word-Dokument) zur Vorbereitung der aktuellen WRC-Konferenz, dass ein entsprechender Vorschlag in Europa keine Mehrheit fand. Statt einer dedizierten Festlegung auf den Bereich 479 bis 790 wählte man eine offene Formulierung für neue Zuweisungen. In Amerika und Asien kann der Mobilfunk bereits die Frequenzen zwischen 698 und 790, beziehungsweise sogar den gesamten Bereich zwischen 470 und 790 MHz nutzen.

Zusätzliche Zuweisungen für den Mobilfunk dürften allenfalls zwischen 1 und 6 GHz liegen, fordert die European Broadcasting Union (EBU), Dachverband der europäischen Rundfunkunternehmen in Europa. Würde im sogenannten Band IV weiter für den Mobilfunk geräubert, "werde die künftige Entwicklung digitaler, terrestrischer Rundfunkplattformen nachhaltig behindern".

Noch haben die ITU-Mitglieder drei Wochen Zeit, diesen Kompromiss zu schmieden. Außerdem gibt unter den 3000 Delegierten noch keine Einigkeit über neue Frequenzzuweisungen für Satellitendienste, Flug-Drohnen, Mobilfrequenzen für die Luftfahrtindustrie und weitere Frequenzen für mobile Breitbanddienste (IMT).

Nach der ersten Verhandlungswoche meldete die ITU selbst erst einmal, dass die Delegierten das WRC-Konferenznetz zu über 50 Prozent für Peer-to-Peer Traffic nutzten. Ein offizieller ITU-Vertreter sprach laut einem US-Bericht von mehr als 2 Millionen Peer-to-Peer Alerts und bat die Delegierten, doch etwas sparsamer zu sein, um den Austausch der offiziellen Dokumente nicht zu behindern. (je)