Microsoft zieht kostenloses Verschlüsselungs-Tool nach Kritik zurück

Nach Protesten aus Reihen der Geschäftskunden hat der Software-Riese ein kleines Tool für den Schutz privater Daten überraschend schnell wieder aus dem Verkehr gezogen.

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Microsoft hat die erst vor wenigen Tagen im Rahmen der umstrittenen Windows-Echtheitsprüfung (Windows Genuine Advantage, WGA) eingeführte Bonus-Software "Private Folder 1.0" nach Kritik aus dem Kreis seiner Geschäftskunden wieder aus dem Verkehr gezogen.

"Private Folder 1.0 ist ein nützliches Tool, mit dem Sie Ihre privaten Daten schützen können, wenn Sie Ihren PC mit Freunden, Kollegen, Kindern oder anderen teilen", hieß es in der Ankündigung auf Microsofts Website. Das Programm hatte Microsoft nach erfolgreich absolvierter Echtheitsprüfung kostenlos angeboten. Am vergangenen Wochenende hat Microsoft den Text und den Download-Link wieder von der Website entfernt, die Datei selbst ist jedoch immer noch vorhanden. Die Software erzeugt einen passwortgeschützen Ordner auf dem Desktop; der Zugriff auf alle in diesem Verzeichnis abgelegten Dateien ist dann nur noch mit dem entsprechenden Passwort möglich. Anders als etwa bei einzeln durch Passwort geschützten Dateien, von denen immerhin noch der Name öffentlich ist, können Unbefugte den genauen Inhalt des "Private Folders" nicht mehr erkennen.

Schon bald nach Einführung des kleinen Helferleins regte sich Kritik aus Reihen professioneller Anwender. Administratoren fürchteten, die Hoheit über ihre Firmennetze zu verlieren. Der "Private Folder" mache es Mitarbeitern zu leicht, sensible Firmendaten mit einem eigenen Passwort zu verschlüsseln und damit auch dem Zugriff durch berechtigte Personen zu entziehen. Allerdings ist Private Folder bei weitem nicht die einzige Möglichkeit, Daten unter Windows zu verschlüsseln. Nahezu jedes Programm zur Archivierung oder Komprimierung von Daten verfügt über eine entsprechende Funktion. Der schnelle Rückzug Microsofts und die lautstarke Kritik sind auch deshalb überraschend, weil für die Installation von "Private Folder" Administratorenrechte notwendig sind. Ein Administrator, der den Nutzern in seinem Netzwerk so weitgehende Befugnisse einräumt, dürfte noch andere Sorgen haben als ein paar verschlüsselte Dateien. (vbr)