Konflikt zwischen Spamhaus.org und nic.at geht weiter

Die Spamjäger verlangen von der .at-Registry, 15 bestimmte .at-Domains zu löschen, weil Subdomains auf Phishing-Websites verwiesen. Die Peinlichkeit, die der Fall für Österreich bedeute, solle Besorgnis auslösen, meint Spamhaus gegenüber heise online.

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Spamhaus.org hat zum Konflikt mit der österreichischen Domainregistrierungsstelle nic.at erstmals auf Anfragen von heise online reagiert. Bislang hatte es Spamhaus.org-CEO Steve Linford abgelehnt, auf Fragen zu antworten. Die Spamjäger verlangen von nic.at, 15 bestimmte .at-Domains zu löschen, weil Subdomains dieser Domains dazu verwendet worden sein sollen, auf Phishing-Websites zu verweisen. Nic.at weigert sich jedoch, die Domains ohne gerichtlichen Auftrag zu löschen, weil das der österreichischen Rechtslage widerspreche. In einer nicht namentlich gezeichneten Nachricht teilt das "Spamhaus Project" heise online mit, nicht sicher zu sein, warum nic.at die inkriminierten Domains lösche: "Wir hoffen, weil es das Richtige ist. Wenn sie sie nicht (löschen), schlecht für sie. Wir nehmen an, dass andere Registrare es tun." Allerdings ist nic.at kein Registrar (Domain-Registrierungsdienstleister für Endkunden), sondern Registry (Betreiber der zentralen Registrierungsdatenbank für eine Top Level Domain). Außerdem hatte die Registrierungsstelle zuvor betont, dass die Behauptungen von Spamhaus.org falsch seien, weil sie gar keine Domains gelöscht habe.

Die Spamjäger haben für den Standpunkt von nic.at kein Verständnis und setzten am 12. Juni die E-Mail-Server von nic.at mit dem Vermerk "Spam support" auf die Spamblock-Liste (SBL). Als Ergebnis wurden die von nic.at versandten E-Mails von den meisten Mailservern nicht angenommen. Die SBL-Daten werden in der Regel automatisch unter der Annahme übernommen, dass darauf nur IP-Adressen verifizierter Spam-Quellen und von Spam-Unternehmen verzeichnet sind. Nach Medienberichten änderte Spamhaus.org den Eintrag auf der SBL so ab, dass er den E-Mail-Verkehr von nic.at nicht mehr behindert. Nic.at fordert jedoch eine komplette Entfernung des Eintrags auf der SBL und eine Zusicherung, nicht wieder auf die Liste gesetzt zu werden.

Spamhaus.org betont, in dauerndem Kontakt mit nic.at zu stehen. Bei der österreichischen Registrierungsstelle sorgt diese Darstellung allerdings für Unmut. "Es gibt gar keinen Kontakt. Wir werden nicht informiert und nicht gefragt", sagte nic.at-Geschäftsführer Richard Wein zu heise online. "Auf unsere Beschwerde gegen das Spamblock-Listing haben wir vor einer Woche eine abschlägige Antwort erhalten, und unsere neue IP-Adresse wurde ebenfalls gelistet. Seither herrscht von deren Seite Funkstille." Auf ihrer Website geben die Spamjäger außerdem an, nach Wien gereist und mit einem Repräsentanten von nic.at gesprochen zu haben. Nach österreichischer Darstellung gab es jedoch nur ein zufälliges Aufeinandertreffen auf einem Wiener Spamkongress mit einem privat anwesenden nic.at-Mitarbeiter, der mit dem Fall weder vertraut noch repräsentationsbefugt ist.

Eine für die Löschung des SBL-Eintrags gesetzte Frist hat Spamhaus.org am gestrigen Donnerstag ungenutzt verstreichen lassen. Daher überlegt nic.at nun weitere rechtliche Schritte. "Uns zu verklagen wäre blöd", meint jedoch Spamhaus.org gegenüber heise online. "Wir ignorieren das, weil es bedeutungslos ist. Wir berichten nur. In diesem Fall haben wir berichtet, dass sie Spammer/Phisher und arge Verbrecher mit ihrem Service unterstützen. Tatsächlich sollte nic.at besorgt sein, von den Banken in aller Welt verklagt zu werden, die uns jetzt kontaktieren und fragen, warum nic.at osteuropäischen Kriminellen hilft, Geld von den Kunden zu stehlen. Wir haben keine Antwort außer 'kontaktieren Sie nic.at oder die Behörden'."

Schließlich sieht Spamhaus.org nationale Auswirkungen. Die Peinlichkeit, die der Fall für Österreich bedeute, solle Besorgnis auslösen, heißt es in der Mitteilung.

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(Daniel AJ Sokolov) / (jk)