Pfui Spinne

Zwischen Faszination und Panik – Spinnen lösen jede Menge Gefühle beim Menschen aus. Rund tausend unterschiedliche Arten gibt es allein in Deutschland.

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Von
  • Diane Sieger

Für den einen sind sie nützliche Mitbewohner, den anderen überfällt ein Gefühl der Panik, sobald er nur in die Nähe einer Spinne kommt. Ob geliebt, ignoriert oder gehasst, sie sind allgegenwärtig und es gibt keine Möglichkeit, ihnen dauerhaft aus dem Weg zu gehen. Welchen Nutzen die achtbeinigen Gesellen haben, und warum so viele Menschen Angst vor ihnen haben, erfährt man im Web.

Der Webauftritt der Arachnologischen Gesellschaft (AraGes) „Spinnen für Einsteiger“ präsentiert knapp und übersichtlich wissenschaftliche Fakten zu Aufbau, Entwicklung, Ausbreitung und Nützlichkeit der Gliedertiere und bildet eine gute Grundlage zum Weitersurfen.

Ihre Beute fangen die meisten Spinnen mit Netzen. Lange hat Wissenschaftlern die Frage Kopfzerbrechen bereitet, wie es den kleinen Lebewesen gelingt, aus den im Inneren ihrer Spinndrüse gespeicherten Seidenproteinen ein Material herzustellen, dass reißfester als Stahl und beständiger als die besten synthetischen Fasern ist. Erst kürzlich ist man dem Geheimnis auf die Spur gekommen; die Ergebnisse fasst das Wissensmagazin Scinexx aus dem Springer Verlag zusammen.

Verschiedene Spinnenarten nutzen unterschiedliche Bauweisen für ihre Netze. Die Webseite der Schweizer Expedition Biodiversität, die Materialien für Schulexpeditionen zu unterschiedlichen biologischen Themenbereichen anbietet, hat im Rahmen der „Expedition Spinnen“ ein PDF-Dokument erstellt, mit dessen Hilfe sich auch die Netze der Spinnen im eigenen Garten bestimmen lassen. Wer allerdings eigenartige, unfertig erscheinende Spinnennetze findet, sollte sich fragen, ob die Architektin zu Baubeginn vielleicht Drogen genommen hat. US-Forscher haben die Auswirkung von Substanzen wie LSD, THC und Koffein auf die Netzbaufähigkeit von Spinnen getestet; über die Ergebnisse berichteten unter anderem das Jetzt-Magazin der Süddeutschen Zeitung und die Rheinische Post.

Um das öffentliche Bewusstsein für Spinnen zu stärken, verleiht eine Jury der Arachnologischen Gesellschaft alljährlich den Titel „Spinne des Jahres“. Erste Trägerin der Auszeichnung im Jahre 2000 war die Wasserspinne; die einzige Gattung, die nicht an Land, sondern unter Wasser lebt. Ihr folgten weitere mehr oder weniger bekannte Vertreterinnen der Spinnenart, beispielsweise die Große Zitterspinne (2003) und die Zebraspringspinne (2005). Diesjährige Titelträgerin ist die Höhlenradnetzspinne, die zeitgleich vom Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher zum Höhlentier des Jahres gekürt wurde. Ausführlichere Informationen zur Spinne des Jahres 2012 inklusive Links zu Fotogalerien stellt die Arachnologische Gesellschaft e.V. bereit.

Die meisten Spinnen sind harmlos, jedoch gibt es auch einige giftige Exemplare. Bezüglich der Frage „Deadliest Spiders“ führt in der Regel die australische Trichternetzspinne die Liste an. Aber auch die brasilianische Bananenspinne wird häufig genannt, wenn es darum geht, welche Spezies denn nun die gemeinsten mörderischen Absichten hat.

Die Bananenspinne baut in ihrer Heimat keine Netze, sondern versteckt sich überwiegend in Bananenstauden. In Deutschland wird ihr regelmäßig Aufmerksamkeit geschenkt, wenn Supermarktangestellte ein Exemplar beim Einräumen frischer Bananenlieferungen davonhuschen sehen. In den letzten Jahren sind unter anderem Fälle aus einem Real-Markt im saarländischen Bexbach sowie einem Discounter aus Berlin bekannt. Mitarbeiter eines Edeka-Markts in Dortmund sichteten ebenfalls eine Spinne beim Bananenauspacken, in diesem Fall stellte sich jedoch im Nachhinein heraus, dass es sich lediglich um eine Hausspinne gehandelt hatte.

Für die australische Trichternetzspinne, die bereits in den Internet-Infos 08/2003 unter ihrem englischen Namen Funnel Web Spider Erwähnung fand, ergibt sich die Gelegenheit eines Ausflugs nach Deutschland nicht so häufig. Spricht man hierzulande von Trichternetzspinnen, handelt es sich um harmlose Vertreterinnen ihrer Art, die aufgrund ihrer Netzbauweise zu diesem Namen kamen, wie der Wikipedia-Artikel zum Thema erklärt. Urlauber in Australien müssen allerdings die Augen aufhalten, um nicht von der ähnlich klingenden, jedoch nicht mit der friedlichen Variante verwandten Sydney-Trichternetzspinne in Kontakt zu geraten. Zum Glück gibt es heutzutage ein Gegengift, sodass niemand mehr am Biss der Spinne sterben muss – rechtzeitiges Eintreffen der Hilfe vorausgesetzt. Diese und weitere Informationen rund um die Sydney-Trichternetzspinne findet man im Spinnen-Forum.

Zwar gibt es auch hierzulande giftige Exemplare, niemand muss jedoch nach einem Spinnenbiss um sein Leben fürchten. Die Bisse einiger in Deutschland lebender Arten sind schmerzhaft, führen in der Regel jedoch lediglich zur einer Schwellung im Bereich der Bissstelle, manchmal einhergehend mit einer vorübergehenden Lähmung. Wer es genauer wissen möchte, insbesondere im Hinblick auf die Bissstärke bestimmter Arten, dem sei ein Blick auf nafoku.de empfohlen.

Auch wenn Spinnen sich oftmals als nützliche Gesellen herausstellen, indem sie Mücken und andere Insekten vom Haus fernhalten, in Küche, Wohn- oder Schlafzimmer sind die achtbeinigen Mitbewohnern selten gern gesehen. Die Methoden zum Loswerden der lästigen Plagegeister reichen von Einfangen und Hinausbefördern über das Einsprühen mit chemischen Produkten bis hin zum Aufsaugen mit dem Staubsauger. Letztgenannte Methode führt jedoch häufig zu Diskussionen über die Frage, ob die Spinnen im Sauger überleben. Die Gefahr, dass sich möglicherweise eine schwangere Vertreterin im Staubsaugerbeutel vermehren könnte, um wenige Wochen später mit einer Armee junger, wütender Spinn-Soldaten aus dem Rohr zu marschieren, hat sicherlich so mancher Hausfrau schon Albträume bereitet. Zum Glück gibt es Erfahrungsberichte und Experimente zum Thema, unter anderem gehen auch Staubsaugerhersteller der Frage nach, ob Spinnen im Staubsauger überleben können.

Bei manchen Menschen löst die Gegenwart von Spinnen Panikattacken aus – in diesen Fällen kann von einer Spinnenphobie, auch Arachnophobie genannt, gesprochen werden. Doch keine Angst, die Furcht vor Spinnen ist im Allgemeinen gut therapierbar – in den meisten Fällen gelingt dem Phobiker mithilfe von Verhaltenstherapie die Überwindung der Angst. Manchmal kann die Therapie sogar so weit führen, dass der Patient sich letztlich selbst Spinnen als Haustiere hält. Planet Wissen weiß mehr zum Thema. Für Betroffene, die noch nicht von einer Therapie überzeugt sind, lohnt sich ein Blick auf den Erfahrungsbericht einer Geheilten, die zunächst Schwierigkeiten hatte, einen guten Therapeuten zu finden; nachzulesen auf der Psychologie-Plattform beratung-therapie.de.

Wer nun immer noch nicht genug von den achtbeinigen Krabbeltieren hat, dem sei die N24-Dokumentation „Spinnen – Tödliche Liebe“ empfohlen. Der Film mit aufwendigen Computeranimationen und seltenen Aufnahmen außergewöhnlicher Spinnenarten ist in drei Teilen auf YouTube zu finden. (ka)