Sony Music: "Das Internet ist für uns ein Segen"

Edgar Berger, der das internationale Geschäft des Plattenlabels Sony Music leitet, sieht die Krise der Musikindustrie als überwunden an.

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Edgar Berger, der das internationale Geschäft des Plattenlabels Sony Music leitet, sieht das Internet als Segen für die Musikindustrie an. Es gebe im Netz inzwischen mehr als 500 Musikhändler, soziale Netzwerke ermöglichten neue Verbindungen zwischen Musikstars, Fans und Produzenten, sagte Berger in einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt. Die Digitalisierung bringe aber auch Probleme, so seien 2011 rund 3,6 Milliarden Songs legal im Internet verkauft, aber 40 Milliarden illegal heruntergeladen worden.

Dennoch sei es gelungen, die Musikbranche in ein digitales Geschäft zu transformieren, das weltweit bereits einen Umfang von mehr als 5 Milliarden US-Dollar (derzeit knapp 3,8 Milliarden Euro) habe. Etwa ein Drittel des Musikgeschäftes sei heute digital, bei Büchern seien das vier und bei Filmen ein Prozent. Berger erläuterte, es habe einige Zeit gebraucht, bis neue Geschäftsmodelle entwickelt waren und die "kritische Masse" von mehr als 10 Millionen Songs im digitalen Katalog erreicht war. Im vergangenen Jahr sei der Musikmarkt weltweit um nur noch etwa drei Prozent geschrumpft. Der deutsche Markt sei zum ersten Mal seit 15 Jahren wieder stabil. Berger prognostiziert, dass das Musikgeschäft in ein bis drei Jahren wieder wachsen werde.

Der Sony-Music-Manager tritt dafür ein, das Urheberrecht zu modernisieren. In Deutschland sei es beispielsweise nicht geregelt, wie eine Song-Kopie zu handhaben ist, die auf YouTube abgespielt wird. "Aber unser Urheberrecht kommt eben aus der Zeit der Tonbandkopie", sagte Berger. Das Internet müsse frei sein, aber nicht umsonst, meinte der Manager. "Wer das Urheberrecht abschafft, wird nur dafür sorgen, dass es irgendwann nichts mehr zu kopieren gibt." In Ländern wie Frankreich, in denen Urheberrechtsverletzer verwarnt werden, sei die Piraterie um gut ein Viertel gesunken, daher trete er für ein Verwarnungssystem ein.

Von dem Vorschlag einer Kulturflatrate hält Berger nichts. "Das wäre ein planwirtschaftliches Element, das dazu führen würde, dass es massive Verteilungskämpfe gäbe." Angesichts der vielen Musikvideos, die auf YouTube für Deutschland gesperrt sind, appellierte Berger an die Einsicht der Verwertungsgesellschaft Gema, die Urheberrechte sehr restriktiv lizenziere. Dadurch gingen Sony Music Millionenumsätze verloren. (anw)