MWC

NSN kündigt erweiterten Mobilfunkturbo für schlechte Lagen an

Das neue Verfahren koppelt ein UMTS-Gerät an zwei benachbarte Basisstationen gleichzeitig an. Freilich muss es noch in die Spezifikation aufgenommen werden.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Der Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks, NSN, will auf dem Mobile World Congress in Barcelona ein weiterentwickeltes Verfahren vorstellen, das den Datendurchsatz von UMTS-Geräten in ungünstigen Lagen verbessert. Die HSPA+ Multiflow genannte Technik gründet auf dem aktuellen Mobilfunkturbo HSPA+, der gemäß der 3GPP-Spezifikation Release 8 in Downloadrichtung bis zu 42,4 MBit/s liefert. Sie ermöglicht es entsprechend ausgelegten UMTS-Geräten, sich bei zwei benachbarten Basisstationen gleichzeitig einzubuchen.

Bei genauem Hinsehen stellt sie sich als eine Weiterentwicklung der Kanalbündelung heraus (Carrier-Aggregation), mit der jüngste UMTS-Geräte nicht nur einen 5-MHz-breiten Träger nutzen, sondern zwei. Damit wird bereits der Durchsatz an Standorten mit mäßigem bis schlechtem Empfang deutlich verbessert, also beispielsweise in entfernten Versorgungsbereichen, in denen die Datenrate einer einzelnen Basisstation wegen zunehmender Signaldämpfung niedrig ist. Die UMTS-Norm, die das Third Generation Partnership Project, 3GPP, spezifiziert hat, sieht bisher nur eine Kanalbündelung zum Einbuchen in eine einzige Basisstation vor.

Die NSN-Methode dürfte die Flexibilität spürbar erhöhen. Das Mobilfunknetz kann damit einen Teilnehmer am Zellenrand wahlweise von einer oder von zwei Basisstationen per Carrier-Aggregation versorgen. Die Zuteilung der Träger kann sie von eigenen Kapazitätsanforderungen in den jeweiligen Zellen und von der beim Teilnehmer gegebenen Empfangsqualität abhängig machen. NSN verspricht gegenüber HSPA+-Netzen ohne Carrier-Aggregation eine Durchsatzsteigerung bis zu 50 Prozent sowie eine Verkürzung der Latenz in nicht genannter Höhe.

Die Technik wollen NSN und der Chipsatzhersteller Qualcomm gemeinsam auf dem MWC vorstellen; Qualcomm steuert erste Prototypen von USB-Dongles mit HSPA+ Multiflow bei. Wenn alles glatt geht, soll das Verfahren Mitte des Jahres beim 3GPP standardisiert werden. Erste kommerziell erhältliche Geräte soll es Ende nächsten Jahres geben. Betreibern, die NSN-Technik einsetzen, verspricht der Zulieferer Software-Upgrades für HSPA+ Multiflow. Teilnehmer werden das Verfahren aber nur mit neuen, entsprechend ausgelegten USB-Sticks, Smartphones, Tablets und Laptops nutzen können. (dz)