Rencay: 1,28 Gigapixel Digitalrückteil für Großformatkameras

Die neuen Digitalrückteile von Rencay stoßen in bisher ungekannte Auflösungsregionen vor. Möglich wird dies durch eine Technologie, die sonst bei Scannern eingesetzt wird.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Sascha Steinhoff

Mit Rencay gibt es einen neuen Hersteller für Digitalrückteile. Sie ermöglichen es auch mit Großformatkameras beispielsweise von Linhof, digitale Bilder zu erzeugen. Hinter Rencay steht der Diplom-Ingenieur Martin Langfeld, der bisher als Geschäftsführer von Anagramm in der Produktion von Digitalrückteilen aktiv war. Was aus Anagramm geworden ist, ist ungewiss. Die bisherige Webseite ist deaktiviert und verweist nunmehr auf eine Linkfarm. Der Service für Anagramms Digitalrückteile wird nunmehr offensichtlich von Rencay übernommen. Eine genaue Auflistung der noch verfügbaren Serviceleistungen gibt es hier.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Kleinbild- oder Mittelformatkameras arbeiten die Digitalrückteile von Rencay, wie ihre Vorgänger von Anagramm, nicht mit Flächensensoren. Stattdessen tasten sie die Bildfläche zeilenweise ab wie ein Scanner. Aus diesem Grund werden sie auch als Scanbacks bezeichnet.

Scanbacks für unbewegliche Objekte

Digitalrückteil von Rencay

(Bild: Rencay)

Für diese Technik spricht, dass sich mit vergleichsweise geringem konstruktiven Aufwand sehr hohe Auflösungen erzielen lassen. Selbst das Einstiegsmodell (Rencay foto) hat schon eine Auflösung von 320 Megapixeln, das Topmodell (Rencay super fine art) kommt sogar auf stolze 1,28 Gigapixel. Alle Rencay-Modelle haben eine Aufnahmefläche von 72 × 120 mm, das ist deutlich größer als die im digitalen Mittelformat üblichen 36 × 48 mm. Daraus resultieren extrem große Bilddateien. So produziert das Topmodell Rencay super fine art Bilddateien mit den Abmessungen 16.000 × 26.600 Pixeln. Im 48-Bit-TIFF belegt ein einzelnes Bild damit satte 2,4 Gigabyte Speicherplatz.

Durch das zeilenweise Abtasten der Aufnahmefläche dauert eine Aufnahme bei voller Auflösung zwischen 29 Sekunden und 2 Minuten. Damit eignen sich Scanbacks für Reprografie, Archivierung Still-Life und andere unbewegliche Objekte wie beispielsweise Architektur. Für alle Fotomotive, die nicht während der Aufnahmedauer unbeweglich verharren, ist diese Technik ungeeignet. Pixelfehler treten bei den viel kleineren Zeilensensoren im Gegensatz zu Flächensensoren prinzipbedingt seltener auf. Allerdings ist der Transportmechanismus bei zeilenweiser Abtastung immer eine potenzielle Fehlerquelle, weil dieser sehr präzise arbeiten muss.

Preise noch unklar

Laut Rencay sollen die Scanbacks über einen extrem großen Dynamikumfang verfügen. Die offensichtlich im Aufbau befindliche Herstellerwebseite gibt hierzu wenig konkrete Informationen, andere Quellen sprechen von bis zu 14 Blendenstufen. Zum Vergleich: Eine moderne DSLR wie die Nikon D7000 hat Testberichten zufolge gerade einmal einen Dynamikumfang von 7,8 Blendenstufen.

Damit sollten sich die Rencay-Rückteile auch für anspruchsvolle Aufgaben wie das Digitalisieren von Negativen oder Dias eignen. Der Hersteller spricht sogar von einer Digitalisierungsqualität, die mit der eines Trommelscanners vergleichbar sein soll. Die Scansoftware für die Rückteile ist derzeit nur für Windows verfügbar, eine Mac-Variante in Entwicklung und soll im Herbst diesen Jahres fertiggestellt werden. Alle Scanbacks eignen sich auch für den mobilen Einsatz, denn es gibt entsprechende Akku-Packs. Wie viel die Rückteile kosten sollen und ab wann sie lieferbar sind, steht derzeit noch nicht fest. (ssi)