Zweiter Entwurf der GPLv3 vorgelegt [Update]

Nach 15 Jahren soll die am meisten genutzte Open-Source-Lizenz, die GPL, grundlegend überarbeitet werden. Das Recht auf freie Nutzung, Verbreitung und Änderung des Quellcodes einer unter die GPL gestellten Software steht weiterhin im Vordergrund.

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Von
  • Alexandra Kleijn

Mit dem jetzt der Öffentlichkeit vorgestellten zweiten Entwurf der neuen GPLv3 ist die nächste Version der am meisten verbreiteten Open-Source-Lizenz wieder ein Stück näher gerückt. Seit Herbst 2005 arbeitet die Free Software Foundation (FSF) an der neuen Fassung der GNU General Public License, die in der aktuellen Version 2 schon seit 1991 Bestand hat.

Im Januar hatte die FSF schon einen ersten Entwurf veröffentlicht und Interessierte dazu aufgerufen, sich an der Diskussion zu beteiligen. Seitdem sind über 1000 Änderungsvorschläge bei der FSF eingegangen. Dem Entstehungsprozess widmet sich eine eigene, von der FSF ins Leben gerufene Website. Die GPLv3 geht nun auch explizit auf kontroverse Themen wie Digital Rights Management (DRM) und Software-Patente ein. Ein Artikel auf heise open stellt die Einzelheiten dieser ersten Fassung vor.

Obwohl im Großen und Ganzen von der Community begrüßt, ist die neue GPL nicht unumstritten. Insbesondere die neu hinzugekommene Passage zu DRM, das die Verfasser als unvereinbar mit der GPL bezeichnen, hat schon vehemente Reaktionen, unter anderem von Linux-Schöpfer Linus Torvalds ausgelöst. Hier will der Entwurf deutlich machen, dass DRM nur dann verboten sein soll, wenn es dazu eingesetzt wird, die durch die GPL garantierten Rechte einzuschränken. Linux-Kernel-Entwickler Alan Cox hingegen zeigte sich vom ersten Entwurf durchaus angetan.

Auch die jetzt erschienene zweite Fassung soll von der Community diskutiert werden, bevor die FSF im Herbst eventuell noch einen dritten Entwurf veröffentlicht. Die finale Version der GPLv3 ist für Anfang nächsten Jahres geplant. Gleichzeitig mit dem zweiten Entwurf der GPL hat die FSF einen ersten Entwurf für die LGPLv3 präsentiert.

Ein Hintergrund-Artikel auf heise open beschreibt die Unterschiede zwischen den wichtigsten Open-Source-Lizenzen.

[Update]:
Die Free Software Foundation hat eine spezielle Draft-Version (PDF-Datei) bereitgestellt, die die Unterschiede zum ersten Entwurf zeigt. Sie ist auch als Postscript- und Latex-Version verfügbar. Änderungen umfassen zum Beispiel die Klarstellung, dass die Lizenz die Nutzung per GPL lizenzierter Software und von Digital Rights Management in dem Fall explizit ausschließt, in dem ein DRM-System verhindern soll, dass unter der GPL lizenzierte Software weitergegeben oder verändert wird beziehungsweise dass Anwender die DRM-Restriktionen nicht aus GPL-Software entfernen können. Die Free Software Foundation hebt unter anderem hervor, dass im zweiten Entwurf der GPLv3 beispielsweise spezielle Passagen aufgenommen wurden, die den Vertrieb von unter der GPL lizenzierten Programmen über Filesharing-Netzwerke erlauben. Zudem steht nun zum ersten Mal auch ein Entwurf für Version 3 der GNU Lesser General Public Licencse (LGPL) zur Verfügung. (akl)