ETech: Technologie-Trends als Marktsimulation

Der Buchverlag O'Reilly und Yahoo haben mit dem "Tech Buzz Game" eine virtuelle Börse für Technik-Suchanfragen ins Netz gestellt.

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Von
  • Janko Röttgers

Suchmaschinen eignen sich gut dazu, Trends zu ermitteln. Was populär ist, wird häufig abgefragt -- ein Phänomen, dem beispielsweise Google mit seinem wöchentlichen Zeitgeist Rechnung trägt. Doch lassen sich anhand einer Analyse derartiger Suchanfragen auch Prognosen für die Zukunft aufstellen? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, hat Yahoo jetzt auf der Emerging Technology-Konferenz in San Diego eine Technologie-Trend-Börse namens "The Tech Buzz Game" gestaret. In der Tradition virtueller Zukunftsmärkte wie den Iowa Electronic Markets oder der deutschen Wahlstreet können Technik-Interessierte dort Aktien zu Technologie-Suchanfragen kaufen und verkaufen.

Maßgeblich für den Erfolg der eigenen Anlagestrategie ist dabei die Popularität der gehandelten Suchbegriffe. So können Anleger beispielsweise virtuelle Aktien zum Thema Firefox kaufen. Firefox-Suchanfragen konkurrieren mit dem Internet Explorer, Opera, Safari und anderer Web-Software im Browser-Markt. Jeden Freitagabend gibt es dann einen Realitätscheck, bei dem die verschiedenen Märkte mit den tatsächlich eingegebenen Yahoo-Suchanfragen verglichen werden. Hat ein Anleger einen Boom der Firefox-Anfragen korrekt prophezeit, kann er den Wert seines Portfolios steigern.

Das Tech Buzz Game ist ein gemeinsames Projekt der Yahoo-Forschungsabteilung und des O'Reilly-Buchverlags. Verlagsgründer Tim O'Reilly berichtete dazu am Dienstag auf der Emerging Technology-Konferenz, das Interesse an derartigen Prognoseexperimenten sei in seinem Unternehmen durch die Auswertung der eigenen Verkaufsdaten entstanden. So habe man die Verkaufszahlen von Java- und .NET-Büchern miteinander verglichen und dadurch recht präzise prognostizieren können, wann .NET Java in seiner Popularität überholt. Die Marktsimulation sei nun ein Versuch, die Idee solcher Prognosen auf die nächste Stufe zu heben. "Yahoo und Google sammeln die kollektive Intelligenz von Millionen von Menschen", so O'Reilly. "Wir müssen lernen, wie wir Erkenntnisse aus diesen Daten gewinnen können."

Garry Flake von Yahoo Research Labs erklärte dazu, langfristig könne ein solches Zukunftsmarkt-Modell auch für kommerzielle Marktforschungszwecke eingesetzt werden. Derzeit sei es allerdings noch zu früh, über Geschäftsmodelle nachzudenken. So wisse man beispielsweise noch zu wenig über die Verlässlichkeit und mögliche Manipulations-Anfälligkeiten des Systems. "Wir wollen herausfinden, ob jemand es austricksen kann", so Flake.

Das Auktionsmodell des Buzz Games wurde speziell für diesen Zweck von Yahoos Forschern entwickelt. Im Unterschied zu Zukunftsmärkten wie der Wahlstreet besitzen Teilnehmer eine unbegrenzte Menge an virtuellem Spielgeld. So kann sich jeder Spieler neues Geld zuteilen lassen, sobald der Wert des eigenen Depots unter 1000 virtuelle Dollar gefallen ist. Um das Spiel dennoch interessant zu machen, gibt es ganz reale Preise aus dem Hause Apple für die drei besten Händler zu gewinnen. Das Gewinnspiel steht allerdings nur US-Bürgern offen -- eine Einschränkung, die für die Teilnahme am Buzz Game selbst aber nicht gilt. (Janko Röttgers) / (pmz)