Innenministerium zieht Migrationsleitfaden zurück

Das Innenminsterium hat die bis heute mittag im Internet verfügbare Neuauflage seines Migrationsleitfadens zurückgezogen. Das Papier diskutiert die Migration bestehender IT-Landschaften auf aktuelle Microsoft- oder Open-Source-Software.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 203 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Oliver Diedrich

Am Dienstag auf der CeBIT hatte die Innen-Staatssekretärin Ute Vogt noch in mehreren Reden für das Schriftstück geworben, jetzt ist es verschwunden: Das Innenministerium (BMI) hat die neue Auflage seines Migrationsleitfadens aus dem Internet zurückgezogen. BMI-Sprecher Michael Popp sagte auf Nachfrage, bei der vergangene Woche veröffentlichten Version habe es sich um ein Diskussionspapier gehandelt, das lediglich aus Versehen auf die Website gestellt worden sei. Das Papier habe bei einem der an der Erstellung des Migrationsleitfadens beteiligten Teilnehmer "Irritationen ausgelöst", die auf Wunsch von Innenminister Schily zunächst ausgeräumt werden müssten. Popp erwartet allerdings keine grundlegenden Änderungen gegenüber der bis heute mittag verfügbaren Version: Die Neuauflage, so Popp, "ist schon draußen", es habe bereits "genügend Downloads" gegeben. Das dürfte auch die Diskussionen um mögliche Änderungen in der endgültigen Fassung beeinflussen. Wer aus welchen Gründen interveniert hat, war nicht zu erfahren.

Der seit 2003 herausgegebene Migrationsleitfaden diskutiert technische und wirtschaftliche Faktoren, die bei einer ablösenden Migration von den in Behörden vorherrschenden Microsoft-Produkten hin zu Open-Source-Software wie Linux und OpenOffice oder einer fortführenden Migration hin zu neueren Versionen der Microsoft-Programme zu beachten sind. Die nach wie vor verfügbare Erstauflage wurde über 100.000 Mal heruntergeladen und ist als gedrucktes Buch im mitp-Verlag erschienen. Der MigrationNavigator, der 16 Migrationsstudien zum Thema proprietäre Software und Open Source vergleicht, stellt dem Papier Bestnoten in den Bereichen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und technischer Vergleich aus.

An der Erstellung des Migrationsleitfadens sind Fachleute verschiedener Institutionen und Unternehmen beteiligt, darunter auch Microsoft und Open-Source-Firmen wie Univention. Die Neuauflage, die heise online vorliegt, wurde unter anderem um rechtliche Betrachtungen und um Informationen zur Interoperationalität zwischen den Office-Suiten MS-Office 2003 und OpenOffice erweitert. Hier wird dem Datenformat von MS Office 2003 attestiert, nicht den von der EU geforderten Offenheitsstandards für innereuropäische Interoperabilität (EIF) zu genügen. (odi)