iPhone-Verkauf startete vielerorts reibungslos

Bislang sahen nur wenige Eingeweihte das iPhone. Das hat sich gestern abend mit der Auslieferung des ersten Apple-Handys an die Kunden gründlich geändert.

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Von
  • Dr. Jürgen Rink

Apple hatte zugesichert, genügend iPhones für den Ansturm der Massen produziert zu haben, und nach den ersten Berichten aus den USA hat das Unternehmen nicht zuviel versprochen. Vielerorts war es auch dann kein Problem, ein iPhone zu erstehen, wenn man wartete, bis die First-Buyers und damit die Schlangen verschwunden waren. Auch der c't-Korrespondent in San Jose konnte ohne viel Wartezeit ein Handy in einem der Apple-Stores kaufen. Einige Blogs meldeten, dass AT&T-Shops rasch ausverkauft waren und die Apple-Stores deutlich mehr Geräte haben. Außer in den Apple- und AT&T-Geschäften kann man das iPhone noch in Apples Online-Store erwerben.

Selten wurde über ein Handy so viel geschrieben, das kaum jemand gesehen hatte. Das hat sich seit gestern Abend geändert und schon zeigen die ersten Nutzer, was in dem iPhone steckt: MacNN hielt sich nicht lange mit der Aktivierung auf, sondern zerlegte das iPhone kurzerhand in seine Einzelteile.

Engadget demonstriert per Bilderstrecke die Aktivierung des iPhone durch AT&T. Doch ein kleines, aber für für Nicht-US-Bürger wichtiges Detail fehlt: Zur Aktivierung gehört die Eingabe einer gültigen US-Sozialversicherungsnummer. Ohne die gibts keinen Zugang zum AT&T-Netz und damit ist das iPhone nutzlos. Wie bei Handys üblich stehen bei nicht aktivierter SIM-Karte auch solche Funktionen nicht zur Verfügung, die keine Mobilfunkverbindung brauchen. Es ergibt also keinen Sinn, sich das iPhone ins Ausland schicken zu lassen, wenn man keine Social Security Number hat. Auch besitzt das Gerät ein aktiviertes SIM-Lock – SIM-Karten anderer Anbieter funktionieren nicht.

Zumindest in San Jose war AT&T dem Ansturm wohl nicht gewachsen, denn auch nach Stunden waren die Anmeldeserver noch überlastet. Dies scheint jedoch kein landesweites Problem zu sein und sollte sich in Kürze legen.

Das iPhone besitzt zwei neue Hardware-Features: Der Touchscreen muss nicht mehr gedrückt, sondern lediglich berührt werden. Er registriert zudem bis zu vier Finger gleichzeitig, was Funktionen wie das Aufziehen von Bildern mit zwei Fingern erlaubt. Offenbar hat Apple die anfänglichen Schwierigkeiten bei der Entwicklung und Produktion des Touchscreens in den Griff bekommen, wie erste Tests bestätigen. Kaum vermeiden kann man allerdings Fingerabdrücke auf der iPhone-Bedienoberfläche.

Die zweite Neuerung sind Sensoren für Bildschirmorientierung, Helligkeit und Annäherung. Das iPhone merkt, ob der Nutzer sich das Handy zum Telefonieren ans Ohr hält, und schaltet dann den Bildschirm ab. Der Lichtsensor regelt die Helligkeit des Displays automatisch und der Orientierungs-Sensor schaltet beim Drehen des Handys von Hochkantdarstellung in die Queransicht – vorausgesetzt, das jeweilige Programm unterstützt das. E-Mails beispielsweise können nur hochkant eingegeben werden.

Die Batterielaufzeit wird jetzt mit acht Stunden Sprechzeit und 24 Stunden MP3-Spielzeit angegeben, was bei heutigen Smartphones ein sehr guter Wert ist. Allerdings ist der Akku nicht wechselbar, sondern steckt fest im Gerät.

Insgesamt punktet das Gerät mit einem hübschen, schlanken Design und nach ersten Anwenderberichten mit einfacher, intuitiver Bedienung. Der Safari-Browser soll zudem erstmals Webseiten genauso wie ein ausgewachsener PC-Browser anzeigen und durch die Multitouch-Funktion leicht zu bedienen sein. Für Multimedia-Inhalte online könnte dem iPhone Bandbreite fehlen, weil es den schnellen US-Datenfunk CDMA nicht beherrscht, sondern nur EDGE. Für E-Mails reicht das. Die Kamera knipst Bilder mit nur 2 Megapixeln Auflösung und kann keine Videos aufnehmen. Trotz dieser Nachteile könnte das iPhone endlich ein Mobilgerät sein, das der Anwender zu mehr als nur zum Telefonieren nutzen möchte. (jr)