ATI blockiert offenen Linux-Treiber

Ein bekannter Open-Source-Entwickler hat den X.org-Grafikkartentreiber um die Unterstützung für ATIs X1300 erweitert. Da er dabei nicht-öffentliche Dokumente und Programme nutzte, kann er den Treiber jedoch nicht veröffentlichen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis

Zwei vor kurzem anlässlich des Ottawa Linux Symposium (OLS) präsentierte Vorträge bringen das ewig leidige Thema Grafikkartentreiber unter Linux erneut aufs Tapet. So gab Dave Airlie – Mitentwickler bei X.org und dem Linux-Kernel – in einem Vortrag unter dem Titel "Open Source Graphic Drivers – They Don’t Kill Kittens" (PDF-Datei, Seite 19 bis 26) eine Übersicht über die verschiedensten Linux-Grafiktreiber. Dabei gab er bekannt, er habe einen Open-Source-Treiber für ATIs X1300 entwickelt. Er nutzte bei der Entwicklung jedoch Dokumentation und Programme, die ihm unter einem NDA (Non-Disclosure Agreement) zur Verfügung standen. Daher kann er diese bereits seit Monaten fertige, nur rund 600 Zeilen Code umfassende Erweiterung für den bestehende ATI-Open-Source-Treiber nicht ohne Zustimmung seitens ATI freigeben. Das Unternehmen ignoriere jedoch seit vier Monaten Anfragen nach einer Veröffentlichungserlaubnis. Laut Airlies Blog soll sich daran auch nach dem Vortrag auf der wichtigen Entwicklerkonferenz nichts geändert haben.

Ausschließlich auf Open-Source-Software setzende Linux-Anwender und -Distributionen müssen daher beim X1300 und anderen Grafikchips der aktuellen Radeon-Generation derzeit den auf Basis-Funktionen beschränkten VESA-Treiber einsetzen. Als Alternative bleibt nur ATIs proprietäre Linux-Treiber "fglrx". Der unterstützt seit Mitte April 2006 – rund einem halben Jahr nach der Einführung der X1x00-Chips – ATIs aktuelle Grafikchipgeneration. Zahlreiche Kernel-Entwickler sind jedoch der Ansicht, dass ATIs Treiber genauso wie der proprietären Nvidia-Treiber ihr Copyright am Kernel verletze.

Das greift auch Greg Kroah-Hartman, derzeit wohl einer der wichtigsten Kernel-Entwickler, in seiner anlässlich des OLS gehaltenen Keynote mit den Worten "Closed source Linux kernel modules are illegal" auf. Kroah-Hartman war bereits in der Vergangenheit für sein Engagement für Open-Source-Treiber mehrfach aufgefallen. Der Entwickler legte in seinem Vortrag mit harscher Kritik unter den Stichworten "Closed source Linux kernel modules are unworkable" und "Closed source Linux kernel modules are unethical" gleich noch einmal nach.

Weitere Hintergründe zu dem Vortrag von Dave Airlie mit einer Übersicht über verschiedenste Linux-Grafiktreiber bietet ein ausführlicher Artikel auf heise open: (thl)