Die Neuerungen von Linux 3.3

Linux 3.3 soll Systemaussetzer beim Schreiben auf langsame Datenträger beseitigen. Software-RAIDs beherrschen jetzt Hot Replace. Das Netzwerk-Subsystem erhielt Teaming-Support, einen virtuellen Switch sowie Infrastruktur zur Vermeidung von "Bufferbloat". Verbesserungen bei den Grafktreibern.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Etwas mehr als zehn Wochen nach der Freigabe von Linux 3.2 hat Linus Torvalds vergangene Nacht die Kernel-Version 3.3 veröffentlicht. Der unter anderem für Fedora 16 und 17 vorgesehene Linux-Kernel bringt Änderungen im gewohnten Umfang – einige sind für Administratoren genauso von Interesse wie für Anwender, die Linux auf Desktop-PCs oder Notebooks einsetzen.

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Im Detail

Bereits in den vergangenen Wochen hat das Kernel-Log in der Serie "Was Linux 3.3 bringt" detailliert über die Neuerungen von Linux 3.3 berichtet:

  1. Netzwerk
  2. Dateisysteme und Storage
  3. Architektur und Infrastruktur
  4. Treiber

Der nebenstehende Text fasst die wichtigsten Neuerungen in Linux 3.3 zusammen und gibt einen Ausblick auf den Kernel 3.4.

Der Intel-Grafiktreiber erhielt mit Linux 3.3 eine Anpassung, durch die der Kernel jetzt den tiefsten Schlafzustand der Intel-GPU-Stromspartechnik RC6 meidet. Dadurch soll diese typischerweise Technik, die 3 bis 5 Watt sparen kann, nun zuverlässig mit den Grafikkernen arbeiten, die in Intels Prozessoren der derzeit aktuellen Generation Sandy-Bridge stecken. Sie bleibt aber standardmäßig ausgeschaltet und muss über den Kernel-Parameter i915.i915_enable_rc6=1 manuell aktiviert werden.

Die Nouveau-DRM/KMS-Treiber für Grafikchips von Nvidia unterstützen ab Kernel 3.3 erstmals die Audio-Ausgabe via HDMI bei Grafikchips ab dem NVA3, der auch als GT215 bekannt ist (1, 2, 3, 4); solche Grafikkerne sitzen beispielsweise auf den GeForce-Modellen GT 240, 320 und 335M sowie deren Nachfolgern. Der Nouveau-Treiber von Linux 3.3 steuert erstmals die GPU mit dem Codenamen NVD9 an, die unter anderem die GeForce-GT-Modelle 520, 520M, 520MX sowie die GeForce 410M verwenden.

Der Radeon-DRM/KMS-Treiber für Grafikchips von AMD unterstützt nun HDMI-Audio-Ausgabe bei den Chips der Evergreen-Generation, die häufig, aber nicht immer auf GPUs der Radeon-HD-5000er-Serie sitzen. Die Informationen zur Ansteuerung der HDMI-Audio-Hardware wurden mit Hilfe von Reverse Engineering ermittelt; wie gut der so entstandene Code arbeitet, muss der Feldtest zeigen.

Der von Intel-Mitarbeiter und Kernel-Urgestein Alan Cox entwickelte DRM/KMS-Grafiktreiber für die Intels-Grafikkerne GMA500, GMA600 und GMA3600 zog in das DRM-Subsystem ein (u. a. 1, 2, 3, 4, 5). Der Treiber war zuvor unter anderem Namen einige Monate im Staging-Bereich für verbesserungsbedürftigen Code; er spricht unter anderem den Grafikkern in Intels Embedded-Chip US15W ("Poulsbo") an, der auch in einigen Netbooks verbaut wurde.

Die Kernel-Entwickler haben einen Ethernet-Teaming-Treiber aufgenommen, der mehrere Netzwerk-Ports zu einem virtuellen verbindet (Link Aggregation/802.1AX). Dieses virtuelle Netzwerk-Device kann ähnlich wie der schon länger im Kernel enthaltene Bonding-Treiber die Arbeit in einem Round-Robin-Verfahren über mehrere Ports verteilen; alternativ kann ein Port auch als "active backup" bereitstehen und einspringen, wenn es Probleme mit dem primär genutzten Netzwerk-Anschluss gibt.

In Linux 3.3 sind die Kernel-Komponenten von Open vSwitch eingeflossen – dieser Multilayer Virtual Switch kann auf den Layern 2, 3 oder 4 arbeiten und wurde speziell für den Einsatz im Virtualisierungsumfeld entwickelt. Über die von einem Google-Entwickler eingebrachten "Dynamic Queue Limits" und den darauf aufbauenden "Byte Queue Limits" kann der Kernel steuern, wie viele Daten sich in der Sende-Warteschlange ansammeln dürfen; das soll das "Bufferbloat"-Problem mindern, das durch exzessive Puffern von Daten in Netzwerk-Hardware entstehen kann.