Gegenwind für Google aus Frankreich

Im Mittelpunkt der Kritik stehen angebliche Verletzungen von Autoren- und Markenrechten und Gefährdungen der Kulturvielfalt durch die Digitalisierung angelsächsischer Literatur.

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Von
  • dpa

Der US-amerikanische Internet-Suchmaschinenprimus Google bekommt zunehmend Gegenwind aus Frankreich. Im Mittelpunkt der Kritik stehen angebliche Verletzungen von Autoren- und Markenrechten und Gefährdungen der Kulturvielfalt durch die Digitalisierung angelsächsischer Literatur.

So verklagte die französische Nachrichtenagentur AFP Google vor einem Bezirksgericht der US-Hauptstadt Washington auf 17,5 Millionen US-Dollar Schadenersatz und Zinsen. Sie wirft dem Internetunternehmen Verletzung der Autorenrechte vor, weil er in seiner Nachrichtenseite Google News kostenlos Überschriften und Einführungsabsätze von Agenturmeldungen sowie AFP-Fotos darstelle. Das Berufungsgericht von Versailles hatte am 10. März Google France wegen Markenpiraterie verurteilt, weil die Suchmaschine auf Werbelinks Begriffe wie Bourse des Voyages (Reisebörse) und Bourse des Vols (Flugbörse) genutzt hatte. Diese Begriffe gehören jedoch Internet-Reiseanbietern. Google muss den betroffenen Firmen Viaticum und Luteciel 70.000 Euro zahlen.

Und Furcht vor kultureller Dominanz der US-Weltsicht verursacht in Frankreich Googles Plan zur Digitalisierung von 15 Millionen Werken aus angelsächsischen Bibliotheken bis 2015. Die Zeitung Libération widmete dem Thema am Samstag mehrere Seiten. Die Bibliothèque Nationale de France (BNF) rief zu einer europäischen "Gegenattacke" gegen das Projekt auf. Staatspräsident Jacques Chirac will der EU ein Projekt zur Digitalisierung der Werke der großen europäischen Bibliotheken vorschlagen. Der Schritt richte sich gegen niemanden, sei aber "von fundamentaler Bedeutung" für die Kulturvielfalt, sagte Kulturminister Renaud Donnedieu de Vabres. Die BNF digitalisiert bereits Werke aus eigenem Bestand. (dpa) / (jk)