Promis profitieren bei Domain-Streitereien

Einen Rechtsstreit mit Prominenten um Domain-Namen gewinnen nur selten die Cybersquatter.

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Von
  • Barbara Munker
  • dpa

Hollywoodstar Tom Cruise (44) kann jetzt beruhigt die Adresse www.TomCruise.com in seinen Browser eintippen. Außer einer Fehlermeldung ist dort nichts zu sehen, und gerade das wird dem Schauspieler gefallen. Die Internetadresse hatte sich der Kanadier Jeff Burgar schon vor zehn Jahren unter den Nagel gerissen, um sie auf Celebrity1000.com umzuleiten. In einem Rechtsstreit behielt jetzt der Schauspieler die Oberhand. Cruise war nur eines von vielen prominenten Opfern des cleveren Geschäftsmannes Burgar, der bekannte Promi-Namen wie CelineDion.com, KevinSpacey.com, PamelaAnderson.com und MichaelCrichton.com registrieren ließ und sie damit den Namensinhabern wegschnappte.

Mit seiner Verteidigung, er würde harmlose Fanseiten betreiben und seine Domain sei durch das Recht auf Redefreiheit geschützt, konnte Burgar das Genfer Schiedsgericht der World Intellectual Property Organisation (WIPO), einer Unterorganisation der UN, nicht überzeugen. Ein "Kängurugericht", das nur die Interessen der Promis schützen würde, mokierte sich Burgar in den kanadischen Medien nach seiner jüngsten Niederlage. Das Cruise-Team machte unter anderem geltend, dass der Name des Stars auf der Webseite für Werbezwecke missbraucht wurde.

Durch WIPO-Schlichtungen erhielten in den letzten Jahren auch Pierce Brosnan, Carmen Electra, Julia Roberts, Morgan Freeman, Madonna, Eminem und Lance Armstrong ihre Cyberspace-Namen zurück. Nur selten schlagen sich die Richter auf die Seite der Domain-Sammler. So konnten Bruce Springsteen und Sting nicht nachweisen, dass die Besitzer von BruceSpringsteen.com und Sting.com "in böser Absicht" und aus Profitgier handelten, als sie die Namen registrieren ließen.

Fast 1500 Domain-Streitereien waren 2005 bei der WIPO eingegangen, 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. "Anfangs ging es im Internet wie im Wilden Westen zu", meint der auf Cyberspace-Klagen spezialisierte Anwalt Kevin Grey in der Online-Zeitschrift WIRED News. Doch inzwischen hätten die Käufer von Internet-Adressen verstanden, dass sie sich mit bekannten Domain-Namen eher Ärger und Streit als das große Geld einhandeln. Als neuen Trend beschreibt das Technologie-Blatt nun die sanftere Methode der "Soft Squatters".

Weitsichtige Domain-Spekulanten würden jetzt die Adressen von noch unbekannten Leuten – darunter angehende Sportler, Musiker und Schauspieler – mit einer viel versprechenden Zukunft registrieren lassen. Den angehenden Stars bieten sie ihre Hilfe beim Aufbau und Betrieb der Webseite an. Freundliche Geschäftsbeziehungen, die einen kleinen Profit abwerfen, statt teurer Klagen, ist die neue Strategie. (Barbara Munker, dpa) / (hos)