Ausschreibung für den Betrieb der Rootzone gescheitert

Kein Bewerber erfülle die Bedingungen für den Betrieb der Rootzone des DNS, teilte die US-amerikanische National Telecommunications and Information Administration (NTIA) mit.

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Die National Telecommunications and Information Administration (NTIA) erklärte gestern überraschend das Ausschreibungsverfahren für den Betrieb der Rootzone des Domain Name System (DNS) für gescheitert. Kein Bewerber erfülle die geforderten Bedingungen für den Betrieb der Internet Assigned Numbers Authority (IANA). Ein regelrechter Schock dürfte diese Erklärung für die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) sein, die seit ihrer Gründung 1998 diese Aufgabe wahrgenommen hatte und vielen als einziger denkbarer Bewerber galt. Bis September soll die ICANN den IANA-Betrieb nun vorerst weiterführen.

Die NTIA will zu einem späteren Zeitpunkt Details für eine Neuausschreibung bekannt geben. Zu den uneingelösten Kernforderungen der aktuellen Ausschreibung gehören laut NTIA eine klare Trennung der politischen Aufgaben bei der Entwicklung von Regeln fürs Domain Name System von der praktischen Umsetzung dieser Entscheidungen sowie deutliche transparentere Entscheidungsprozesse.

Beim der heute startenden 43. ICANN-Konferenz in Costa Rica wird die NTIA-Ankündigung für einigen Wirbel sorgen. Die Vertreterin der US-Regierung, aber auch ihre Kollegen aus Europa hatten die ICANN gestern zum Auftakt scharf wegen angeblicher Unklarheiten und Defizite im angelaufenen Vergabeverfahren für neue Top Level Domains kritisiert. Der unerwartete Schritt der NTIA zum IANA-Betrieb könnte so im Zusammenhang mit dem Ringen um das TLD-Verfahren stehen. Einige US-Beobachter verweisen allerdings auf verstärkte Internationalisierungsbestrebungen mehrerer Regierungen, die auf der Agenda einer Vertragskonferenz der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) stehen, die Ende des Jahres stattfindet.

Während es wohl noch zu früh ist, darüber zu spekulieren, ob die NTIA einen alternativen Betreiber in der Hinterhand habe, sprechen Beobachter außerhalb der USA von einer unerträglichen Machtdemonstration der US-Regierung. Diese hatte nach vielen Auseinandersetzungen die Aufsicht über die ICANN stärker auf internationale Schultern verteilt. Die zentralen IANA-Aufgaben, darunter den Betrieb der Rootzone und auch die Verteilung von IP-Adressen an die regionalen Internet Registries (RIRs), hatte die USA dagegen unter eigener Kontrolle behalten. (odi)