Prozess gegen russischen Lehrer wegen Microsoft-Raubkopien wurde eingestellt

Das Gericht sah den Fall, der den Beschuldigten zum nationalen Helden werden ließ, als zu unbedeutend an.

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Von
  • Florian Rötzer

Ein in Russland mit großer Aufmerksamkeit verfolgter Prozess in Perm gegen einen Schulleiter ist heute vom Gericht als "zu trivial" eingestellt worden. Alexander Ponosov, der schon zu einem nationalen Helden gekürt wurde, war beschuldigt worden, auf 12 Computer einer Klasse Raubkopien von Windows und Office verwendet zu haben. Russland hat im Rahmen der Verhandlungen über den WTO-Beitritt schärfere Gesetze gegen Urheberrechtsverletzungen eingeführt. Die Staatsanwaltschaft wollte offenbar die Klage gegen den Schuldirektor zum Präzedenzfall machen. Nach Angaben von Olga Dergunova, der Leiterin des Microsoft-Büros in Moskau, habe der Konzern mit der Klage nichts zu tun.

Der Schuldirektor behauptete, die Computer von einem Händler gekauft, aber nicht gewusst zu haben, dass es sich bei der vorinstallierten Software um Raubkopien gehandelt habe. Der Fall schlug in Russland auch deswegen hohe Wellen, weil dort Raubkopien weit verbreitet sind, wohl aber auch, weil man hinter der Anklage den amerikanischen Konzern vermutete, der gegen einen armen Lehrer vorgehen will.

Der ehemalige russische Präsident Michael Gorbatschow schrieb Anfang Februar gar einen offenen Brief an Bill Gates, in dem er ihn bat, die Klage zurückzuziehen. Selbst Präsident Putin äußerte sich zu dem Fall und sprach von einer "lächerlichen" Klage. Er forderte, dass man nicht gegen die Benutzer, sondern gegen die Personen vorgehen soll, die Raubkopien herstellen und mit ihnen handeln.

Möglicherweise hat der Richter diese Äußerung in den Ohren gehabt, als er das Verfahren als zu unbedeutend abbrach. Die Staatsanwaltschaft hatte zuletzt eine Geldstrafe von 3000 Rubel (87 Euro) gefordert.

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(fr)