ICANN-Umfragen zu neuen Domains, neuen Registry-Diensten, neuer Homepage

Ein ICANN-Ausschuss empfiehlt, überhaupt einmal neue Domains im Internet einzuführen und beispielsweise beim Datenschutz recht lockere Bestimmungen festzulegen. Zu den weiteren Plänen startet der Internet-Verwalter Befragungen der Nutzer.

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Von
  • Monika Ermert

Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) hat den Nutzern des Domain Name System (DNS) eine Menge Hausaufgaben für den Sommer mitgegeben. Die Internet-Verwaltung veröffentlichte gleich drei Befragungen zu künftigen Plänen: zur künftigen Einführung neuer Adresszonen, zu einer Reihe von Verträgen mit alten und neuen Registries und zu Verbesserungen an der ICANN-Homepage. Für Letzteres wurde ein "Workspace" eingerichtet, in dem kurzfristige und zukunftsweisende Änderungen für die ins Kraut geschossene Site vorgestellt und besprochen werden sollen. Sie reichen vom Wiki-Einsatz bis zur Einführung von Zugriffsrechten für bestimmte Bereiche.

Die Frage nach dem Wann und Wie der Einführung neuer Adresszonen beziehungsweise Top Level Domains beschäftigt ICANN schon geraume Zeit. Jetzt hat das für die so genannten generischen TLDs (.com, .info, .org) zuständige ICANN-Gremium, die Generic Names Supporting Organisation (GNSO), erste Empfehlungen vorgelegt. Unter anderem wird gefragt, ob durch gestaffelte Bewerbungsgebühren noch einmal für mehr Wettbewerb gesorgt werden soll. Die bisher verlangten 50.000 Euro Gebühr bei der Bewerbung um eine neue Domain können schließlich ein recht hohes Hindernis für Newcomer sein.

Grundsätzlich empfiehlt die GNSO erst einmal, dass es überhaupt neue Top Level Domains geben müsse – ein für die ICANN nicht selbstverständlicher Standpunkt. Eine Mehrheit befürwortet zudem das Prinzip "First Come, First Serve" bei der Einführung neuer Adresszonen und bei der Registrierung neuer Domains in diesen Zonen. Sollte es mehrere Bewerber für eine Adresszone geben, könnte das Los entscheiden, die Domain meistbietend versteigert oder aber nach dem besten Bewerber gesucht werden. Mit dem Versuch, Letzteres zu leisten, gab es allerdings bei vorangegangenen Verfahren, etwa der Wiedervergabe von .com und .org, viele Probleme.

Die GNSO will auch mit einem Standardprozess die Gebühren und Fristen der Einführung regeln. Die Bewerber für den Betrieb der Domain-Registrierungsdatenbank (Registry) müssten die Einhaltung der entsprechenden technischen Standards der Internet Engineering Task Force nachweisen, von ICANN verabschiedete Regeln einhalten und auch für die Durchsetzung der für die jeweilige Registry festgelegten Regeln sorgen. Ein heißes Eisen ließen die Domain-Experten der ICANN offen: Wie stark muss sich denn eine neue TLD von einer bereits existierenden TLD unterscheiden? Die bereits aktiven Registry-Unternehmen würden leidige Konkurrenz am liebsten durch strengere Regeln fernhalten.

Die generelle Durchsetzung der Regeln müsse ausbalanciert werden mit der Notwendigkeit der Unternehmen, flexibel auf Marktentwicklungen zu reagieren, heißt es zudem bei der GNSO. Das bedeutet etwa für den Datenschutz, dass die Nutzung von Registry-Daten nicht verboten werden soll. Die Registries sollen sich vielmehr selbst darauf festlegen, in welchem Ausmaß die Registry-Daten von Dritten genutzt werden können. In den neuen Verträge von .biz, .info und .org wurden die Registries mit Blick auf den Datenschutz beispielsweise an eine relativ lange Leine gelegt: Verkehrsdaten zu existierenden und nicht existierenden Domains dürfen die Registries sammeln und nutzen. (Monika Ermert) / (jk)