Extremadura stellt komplett auf Linux und OpenDocument um

Die spanische Region will innerhalb eines Jahres alle Verwaltungsrechner auf Open Source umrüsten und den freien Dokumenten-Standard ODF für die Bürokommunikation verbindlich machen.

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Die spanische Region Extremadura will innerhalb eines Jahres alle Behördenrechner auf Open Source umrüsten und den freien Dokumenten-Standard Open Document Format (ODF) für die gesamte Bürokommunikation verbindlich machen. Die Regierung der Region sei damit die erste Verwaltung, die Standards internationaler Organisationen zur Förderung der technologischen Innovation und zur Reduzierung der Abhängigkeit der Nutzer von bestimmten Computerplattformen vollständig übernehme, erklärte Luis Millán de Vázquez de Miguel bei der Vorstellung des Beschlusses am vergangenen Freitag. Der Regierungsbeauftragte für Infrastrukturen und Technologie-Entwicklung verlieh weiter seiner Hoffnung Ausdruck, mit dem Schritt "die Interoperabilität zwischen Systemen und Applikationen auf globaler Basis" zu fördern.

Die im Südwesten Spaniens gelegene Extremadura gilt seit längerem aufgrund eines großen dort tätigen Open-Source-Netzwerks als eine Modellregion für den Einsatz freier Software. Seit Ende 2005 arbeitet die Regionalverwaltung etwa mit Hilfe IBMs daran, Geschäftsprozesse im Gesundheitssystem auf Linux-basierte Lösungen umzustellen. Den Pilotprojekten soll nun die vollständige Migration hin zu einer offenen Computerwelt folgen.

Als Betriebssystem soll dabei die eigens entwickelte Linux-Distribution gnuLinEx, eine lokale Debian-Abwandlung, auf die Behördenrechner wandern. Dazu kommen frei verfügbare Office-Applikationen unter Open-Source-Lizenzen. Alle Verwaltungsmitarbeiter werden verpflichtet, mit dem ISO-Standards ODF und PDF/A für den Austausch und die Archivierung von Dokumenten zu arbeiten. ODF entwickelte sich ursprünglich als herstellerunabhängiges und auf XML beruhendes Dokumentenformat aus der Open-Source-Community OpenOffice.org heraus. Auch Microsoft hat inzwischen angekündigt, den Standard unterstützen zu wollen – wenn auch vorerst nur über externe Tools und Plug-ins für das hauseigene Office-Paket.

Mit der Umstellung wird die Region laut Vázquez de Miguel "nicht mehr so sehr den Spannungen erzwungener Migrationen unterliegen". Darüber hinaus könne die Verwaltung bei der Software-Auswahl stärker mitreden und die Supportkosten reduzieren. Unterstützung in diesem Bereich hätten bereits Konzerne wie Intel oder Bull angeboten. Freie Software würde zudem die Sicherheit und die Autonomie erhöhen sowie die öffentlichen Ausgaben berechenbarer und transparenter machen. Der Regierungsbeauftragte hält es für unerlässlich, dass Verwaltungen auf dem Weg in die Informationsgesellschaft sich technologische Unabhängigkeit bewahren, einen homogenen Datenaustausch zwischen einzelnen Plattformen garantieren und die Grundlagen für Innovation auf der Basis offener und freier Standards schaffen. (Stefan Krempl) / (jk)