ICANN schlägt Verteilverfahren für ungenutzte IPv4-Adressen vor

Die IANA soll ungenutzte IPv4-Adressen in einem Pool sammeln und sie jährlich über eine Formel an die regionalen Adressverwalter zur Wiederverwertung verteilen.

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Von
  • Reiko Kaps

Die ICANN soll eine weltweit gültige Regelung für die Wiederverwertung ungenutzter IPv4-Adressbereiche aufstellen. Der nun von ihr vorgeschlagene Recovered IPv4 Pool soll anfangs aus den wenigen, noch verbleibenden IPv4-Adressen bestehen sowie die von den regionalen Addressverwaltern (Regional Internet Registries, RIRs) an die IANA zurückgegebenen Adressbereiche enthalten. Die Verwaltung des Pools soll die IANA übernehmen.

Die Adressen aus diesem Pool sollen allerdings erst verteilt werden, wenn der erste der fünf Adressverwalter weniger als 8,3 Millionen IPv4-Adressen (/9-Block) in seinem Bestand hat. Anschließend erhält jede RIR innerhalb einer IPv4-Zuteilungsperiode eine einzige IPv4-Zuteilungseinheit (IPv4 Allocation Unit). Laut dem Vorschlag umfasst eine IPv4-Zuteilungsperiode (IPv4 Allocation Period) sechs Monate, die entweder am 1. März oder 1. September eines jeden Jahres beginnt. Die Größe einer IPv4 Allocation Unit soll hingegen über eine Formel dynamisch zu Beginn einer IPv4 Allocation Period bestimmt werden: Eine IPv4-Zuteilungseinheit entspricht einem auf die nächste CIDR-Grenze abgerundeten Fünftel der im Pool vorhandenen IPv4-Adressen.

Kein Adressverwalter erhält zudem mehr als diese aus der Kalkulation ermittelte Zahl an IPv4-Adressen, selbst wenn er einen Bedarf dafür rechtfertigen kann. Als Minimum für die IPv4-Zuteilungseinheit schlagen die Verfasser des Vorschlags zudem einen /24-Adressblock vor (254 Adressen): Ergibt die jährliche Berechnung weniger, soll die IANA nichts mehr aus dem Pool an die RIRs verteilen.

Der frei verteilbare IPv4-Adressbereich der IANA ist seit Februar 2011 offiziell erschöpft. Bereits davor diskutierten Vertreter aus der Internetverwaltung, wie man IPv4-Adressen vergeben, transferieren und handeln sollte. So verkaufte Nortel seinen IPv4-Adresspool im März 2011 an Microsoft, die pro Adresse etwa 11 US-Dollar dafür zahlten.

Auch das für Europa zuständige RIPE hatte ein Verfahren für die Vergabe ungenutzter IPv4-Adressen unter den Mitgliedsunternehmen vereinbart. Bei Transfers gilt, dass das an den Adressen interessierte Unternehmen einen Bedarf nachweisen muss. Außerdem darf es die auf diesem Weg erhaltenen Adressen innerhalb von zwei Jahren nicht weitergeben. Wenn auch die Adressverwalter keine freien IPv4-Adressen mehr besitzen, werden Unternehmen solche Regeln jedoch umgehen und die Adressen unter der Hand weitergeben, fürchtete das RIPE NCC. Dann könnte man etwa die IPv4-Adressdatenbank beim RIPE nicht mehr aktuell halten. (rek)