Public Patent Foundation sorgt sich um IP-Patent von Microsoft

Die Public Patent Foundation befürchtet, dass Microsoft ein Patent nutzen könnte, um bei der Einführung von IPv6 zu profitieren.

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Von
  • Torge Löding

Anwälte der Public Patent Foundation und des Software Freedom Law Center nehmen das von Microsoft gehaltene Patent mit der Nummer 6,101,499 (eingereicht im April 1998, zugeteilt im August 2000) genau unter die Lupe. "Dieses Patent benötigt die Aufmerksamkeit der freien Welt", sagte Eben Moglen, Professor an der Universität von Columbia und Gründungspräsident des Software Freedom Law Center, gegenüber der US-Zeitung eWeek. Microsoft habe bislang versucht, dieses Patent möglichst unter der Decke zu halten, lautet Moglens Vorwurf. Geschützt hat sich der Konzern durch das Patent eine Methode zur automatischen Generierung einer IP-Netzwerkadresse, um somit Netzwerk-Verbindungen und deren Verwaltung in kleinen IP-Netzen ohne eigenen DHCP-Server zu vereinfachen.

"Was dieses Patent beschreibt, enthält mehr als nur eine zufällige Übereinstimmung mit vielen Funktionen, die IPv6 bietet", zitiert eWeek Frank Bernstein. Er vertritt als Anwalt der Kanzlei Kenyon & Kenyon eine Firma, die Open-Source-Produkte vertreibt, aber ungenannt bleiben will. Das Internet Protocol Version 6 (IPv6) soll die neue Grundlage des Internet darstellen und IPv4 auf lange Sicht ablösen. Die heute üblichen 32-Bit-Adressen können von IPv6 abgebildet werden. IPv6 vergrößert den Adressraum: Mit einer Länge von 128 Bit sind 3,4 × 1038 IP-Adressen möglich. Außerdem vereinfacht IPv6 Verschlüsselung, Authentisierung und Streaming. Als eine der ersten Registries hat das DeNIC Ende Juli vergangenen Jahres einen IPv6-Nameserver in der Root-Zone eingetragen. Das US-Verteidigungsministerium will bis 2008 IPv6 zum Standard für eigene Anwendungen machen.

Die Sorge der Public Patent Foundation ist nun, dass Microsoft sich das Patent zunutze machen könnte, wenn das neue Protokoll zum Standard wird -- und das eben nicht nur unter Windows, sondern auch unter Linux und Co. Microsoft-Vertreter sollen in den Jahren 1997 und 1998 eifrig in den Gremien der Internet Engineering Task Force (IETF) zu IPv6 mitdiskutiert haben, um sich dann kommentarlos zurückzuziehen. Vertreter von Microsoft wollten sich zu den Vorwürfen bislang nicht äußern. In der nächsten Windows-Version Longhorn will Microsoft einen komplett neuen TCP/IP-Stack für IPv4 und IPv6 einbauen. (tol)