Musikmesse: Virtuelle Lehrer für Hobby-Musiker

Neue Musik-Lernspiele wie Songs2see oder WildChords können keinen Lehrer ersetzen. Aber sie können Schüler motivieren. Experten halten sie für sinnvoll - wenn echte Instrumente im Spiel sind.

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  • dpa

Per Gitarre spielt man eine Note, die Wildchords über das iPad registriert und dann entflohene Tiere einfängt.

(Bild: Ovelin)

Virtuelle Internet-Musiklehrer sollen Hobbymusikern Lust machen, ihr Instrument mal wieder aus dem Keller zu holen. Songs2see heißt das Programm der Forscher vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie aus dem thüringischen Ilmenau, das ein Lied in Noten samt Spielanleitung umwandelt und schließlich überwacht, dass der Schüler den Song korrekt nachspielt. Nötig sind ein Rechner, ein Mikrofon und eine spezielle Software. Der Download kostet je nach Umfang des Pakets zwischen 20 und 50 Euro. Bisher funktioniert das Spiel für Gitarre, Bass, Klavier, Saxofon, Flöte und Trompete. Weitere Instrumente sollen folgen, wie Projektleiter Christian Dittmar erklärt. Der Vorteil: "Man hat schnell erste Erfolge und wird dadurch motiviert, sich richtig reinzuknien." Die Ilmenauer wollen das Programm auf der Musikmesse in Frankfurt vorstellen, die vom 21. bis 24. März stattfindet.

Der Branchenverband SOMM (Society Of Music Merchants), der Hersteller von Musikinstrumenten und -zubehör vertritt, begrüßt derlei Lernprogramme, bei denen Nutzer mit echten Instrumenten spielen. "Natürlich kann eine App keinen Lehrer ersetzen", sagt SOMM-Sprecher Michael Frohoff. "Aber sie kann das Lernen beschleunigen. Sie kann jungen Menschen zeigen, dass ein Instrument Spaß machen kann. Und sie kann Älteren den Wiedereinstieg erleichtern."

Genau diese Zielgruppe will die SOMM auf der Musikmesse verstärkt ins Visier nehmen: Nicht nur Kinder, sondern auch berufstätige Erwachsene. Die Plattensammlung verstaubt im Keller, die Garagenband aus Jugendtagen ist Geschichte; diese Menschen könne man "auf eine coole Web-2.0-Art" vielleicht dazu
bringen, wieder mal die Gitarre in die Hand zu nehmen, sagt Frohoff.

Zum Beispiel mit WildChords, einem in Finnland entwickelten Musikspiel. Dazu braucht man ein iPad, eine kostenlose App und eine echte Gitarre. Mit Tönen und Akkorden werden – angelehnt an die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln – geflohene Zootiere einfangen und aus der Stadt geführt. Dabei hören die Tiere nur auf bestimmte Töne, die Affen auf A, die Krokodile auf C. Je besser man spielt, desto mehr Tiere fängt man ein. Das Spiel wurde mehrfach ausgezeichnet und bereits im ersten Monat 100.000 Mal heruntergeladen, wie der finnische Entwickler Ovelin berichtet.

Die Musikmesse wird am Dienstagabend (20. März) mit einer Gala eröffnet, auf der der Frankfurter Musikpreis und der Live Entertainment Award verliehen werden. Bis Freitag ist die Messe Fachbesuchern vorbehalten und am Samstag (24. März) für alle Besucher geöffnet. Parallel läuft eine Messe für Licht- und Tontechnik. (mfi)