2006 täglich ein Phishing-Fall in Österreich

Der Cybercrimereport der österreichischen Kriminalpolizei notiert für das vergangene Jahr eine Zunahme bei Phishing-Fällen, insgesamt aber im Vergleich zum Vorjahr keine besondere Aktivitätssteigerung der Cyber-Verbrecher.

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Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 381 Phishing-Fälle registriert, also etwas mehr als ein Fall pro Tag. Dabei versuchten die Täter, insgesamt gut eine Million Euro (1.090.726 Euro) von fremden Konten abzuziehen. Dies geht aus dem Cybercrimereport 2006 des österreichischen Bundeskriminalamts hervor, der am heutigen Mittwoch in Wien präsentiert wurde.

Ein Teil der Überweisungen wurde von den Banken als verdächtig erkannt und gestoppt. Die tatsächliche Schadenssumme ist daher nicht bekannt. Wie Oberst Gerald Hesztera heise online mitteilte, gibt es seit etwa eineinhalb Monaten jedoch keine Phishing-Fälle mehr in Österreich. Grund dafür seien die erhöhte Aufmerksamkeit der Nutzer aufgrund häufiger Medienberichte, verbesserte Sicherheitsvorkehrungen der Banken sowie internationale Fahndungserfolge. So konnten im Baltikum Hintermänner festgenommen werden, die damit nicht gerechnet haben dürften.

Insgesamt verzeichnet der Cybercrimereport 2006 keinen besonderen Anstieg der Fälle von Computerkriminalität gegenüber dem Vorjahr. Die Summe der Anzeigen ist geringfügig von 555 auf 593 gestiegen. Die stärksten Anstiege gab es bei Phishing-Verbrechen (von acht auf 51) und Phishing-Vergehen (von 86 auf 210). Verbrechen sind vorsätzliche Handlungen, die mit mehr als dreijähriger und bis zu lebenslanger Freiheitsstrafe bedroht sind. Alle anderen nach dem Strafgesetzbuch (StGB) strafbaren Handlungen sind Vergehen.

Ebenfalls gestiegen ist die Zahl der Anzeigen nach §126c StGB "Missbrauch von Computersystem und Zugangsdaten" (von 26 auf 45). Die Menge der Anzeigen wegen Datenbeschädigung hat sich bei den Vergehen von 81 auf 40 mehr als halbiert und ist bei den Verbrechen ebenfalls stark gefallen (von sieben auf zwei). Von sechs auf fünf Anzeigen kaum verändert hat sich das Segment "Störung der Funktionsfähigkeit eines Computersystems". Die vor allem für Spamversand und Denial-of-Service-Attacken genutzten Botnetze machen auch vor Österreich nicht halt. 2006 wurden in dem Land 3.600 Zombie-Rechner aufgespürt, die Teil von Botnetzen waren.

Deutlich rückläufig war vor allem der Bereich der Kinderpornographie (Verbrechen von zwölf auf acht, Vergehen von 330 auf 232). Alle angezeigten Kinderpornographie-Verbrechen konnten aufgeklärt werden, bei den Vergehen immerhin 88 Prozent. Eine hundertprozentige Aufklärungsquote gibt es auch bei den Datenbeschädigungsverbrechen, bei den -vergehen waren es 53 Prozent. Bei 69 Prozent der Phishing-Verbrechen und 23 Prozent der Phishing-Vergehen konnten die Täter ausgeforscht werden. Am unteren Ende der Statistik liegen die Tatbilder "Störung der Funktionsfähigkeit eines Computersystems" und "Missbrauch von Computersystem und Zugangsdaten". Hier wurde nur jeder fünfte Fall gelöst.

Anlässlich der Präsentation des Cybercrimereports erneuerte Innenminister Günther Platter (ÖVP) seine Forderung nach einer Verlängerung der Vorratsdatenspeicherung auf zwei Jahre. Im Regierungsentwurf vorgesehen sind sechs Monate. Zur Diskussion über die Legalisierung von Trojanern für den Polizeieinsatz sagte der Minister: "Ich wünsche mir Waffengleichheit." Die Polizei solle die gleichen Möglichkeiten haben, wie Verbrecher. (Daniel AJ Sokolov) / (vbr)