Kurz erklärt: Farbmanagement beim Fotodruck
Farbraum, Rendering Intent, Softproof - was sich hinter diesen Begriffen verbirgt, erfahren Sie im heise-Foto-Hintergrundtext. Dort lesen Sie auch, warum Farbmanagement fĂĽr den Fotodruck entscheidend ist.
- Ralph Altmann
Wie im Sucher, so auf dem Papier: Wer konstante, echte Farben auf seinem Fotoausdruck sehen will, benötigt einen farbverbindlichen Workflow – Farbmanagement. Was alles dazu gehört und welche Einstellungen an welchen Stellen nötig sind, ist Themenschwerpunkt der Ausgabe 2/2012 der c’t Digitale Fotografie. Im Folgenden wird kurz erläutert, warum Farbmanagement für den Fotodruck so bedeutend ist.
Das Problem. Ein Digitalfoto enthält oft viel mehr und kräftigere Farben, als Tintenstrahldrucker oder Laserbelichter aufs Papier bringen können. Besonders auffällig ist dies, wenn man im Raw-Format fotografiert und die Bilder in den Prophoto-Farbraum entwickelt – einen der größten verfügbaren Farbräume. Aber auch die kleineren Standardfarbräume sRGB und AdobeRGB enthalten mehr Farben vor allem im Rot-Grün-Bereich, als ein Fotobelichter ausgeben kann. Andererseits können gute Drucker und Belichter kräftigere Gelb- und Blautöne drucken, als die (für die Monitorwiedergabe konzipierten) Standardfarbräume enthalten. Bei der Ausgabe eines sRGB-Bildes gehen deshalb in der Regel einige Farbschattierungen verloren, während bei anderen Farben die Fähigkeiten des Ausgabegerätes gar nicht ausgenutzt werden.
Die Lösungsansätze. Aufgabe des Farbmanagements ist es, die Farben so gut wie möglich von einem in den anderen Farbraum zu übersetzen. Farben, die es im kleineren Zielfarbraum nicht gibt, werden dabei so verändert (meist etwas entsättigt), bis sie in den Zielfarbraum passen. Bleiben die anderen Farben, die sowohl in den Quellfarbraum als auch in den Zielfarbraum passen, dabei unverändert, spricht man von farbmetrischer Umrechnung. Dabei kann es passieren, dass zwei ursprünglich unterschiedliche Farbnuancen auf gleiche oder sehr ähnliche Zielfarben gemapped werden, also nicht mehr unterscheidbar sind. Anders gesagt: Alle Farben erhalten nach der Umrechnung ihre originale oder zumindest die höchstmögliche Sättigung, dafür kann Zeichnung verloren gehen.
Viele Farben unserer Testbilder, rechts als Punktwolke im Lab-Farbsystem dargestellt, liegen weit außerhalb des Farbumfangs üblicher Ausgabegeräte (kompakter Körper in der Mitte). (3D-Darstellung: CHROMIX ColorThink)
Letzteres wird bei der perzeptiven Umrechnungsmethode (auch "fotografisch" genannt) vermieden. Die Priorität liegt hier auf der Erhaltung der (relativen) Farbabstände, also der Farbdifferenzierungen. Dazu müssen aber alle im Bild enthaltenen Farben, egal ob sie in den Zielfarbraum passen oder nicht, proportional verändert werden. Darunter leidet im Allgemeinen die Sättigung – das gesamte Bild wird flauer.
Welche Umrechnungsmethode (Rendering Intent) die besseren Ergebnisse bringt, hängt vom Bild ab. "Relativ Farbmetrisch" ist gut für Bilder geeignet, deren Farben größtenteils schon in den Zielfarbraum passen. Motive mit vielen hoch gesättigten Farben, bei denen die Nuancen wichtig sind, benötigen die perzeptive Umrechnungsmethode falls man nicht die Farben in einem Bildbearbeitungsprogramm manuell an den Zielfarbraum anpassen will, was die besten Ergebnisse bringt. Wie das geht, ist in Heft 2/2012 der c’t Digitale Fotografie erklärt.
Für die Entscheidung, welche Umrechnungsmethode man nimmt, wäre es gut, schon am Monitor eine Vorschau auf das Ergebnis zu bekommen. So etwas nennt sich Softproof und war bisher Bildbearbeitungsprogrammen vorbehalten, aktuell ist mit Lightroom 4 ein Raw-Konverter hinzugekommen. Die Bestellsoftware der allermeisten Fotodienstleister bietet bisher keine solche Funktionen – man hat Glück, wenn diese wenigstens das Bildprofil bei der Anzeige berücksichtigt.
Lediglich Whitewall versendet seit längerem einen Softproof in Form einer PDF-Datei, über die auch noch begrenzte Änderungen von Helligkeit, Sättigung und Kontrast möglich sind. Dies ist allerdings bisher auf Bestellungen vom Kunstmarkt und einer eigenen Galerie beschränkt. Nur bei Fujifilm kommen seit Ende Februar 2012 auch ganz normale Fotolabor-Kunden in den Genuss eines Softproofs. Mehr zu dem neuen Fotodienst von Fujifilm erfahren Sie hier. (ssi)