Wikia Search: "Eine offene Gesellschaft braucht Transparenz"

Wikipedia-Mitgründer Jimmy Wales erläutert in einem Zeitungsinterview die Pläne für eine eigene Suchmaschine.

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Der Mitgründer der Online-Enzyklopädie Wikipedia, Jimmy Wales, sieht bei den Ergebnissen der populärsten Suchmaschine Google bisweilen schlechte Qualität. Für ihn sei es kein Qualitätskriterium, wie Google die Websites nach Menge der Verweise zu sortieren. "Die menschliche Urteilskraft ist im Zweifelsfall viel effektiver", erläuterte Wales zu den Hintergründen des Projekts Wikia Search in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Die Suchmaschine werde voraussichtlich noch in diesem Jahr vorläufig starten.

Das Projekt lief zunächst unter dem Namen Wikisari an und wurde später umbenannt. Der neue Name macht deutlich, dass die geplante Internet-Suche Teil von Wikia ist, dem gewinnorientierten Unternehmen Wikia von Wales. Ziel ist es, den Nutzern mit einer Peer-to-Peer-Suche die Gelegenheit zu geben, Internetseiten nicht nur positiv oder negativ zu bewerten, sondern selbst an der Indexierung des Internets teilzunehmen sowie Bookmarks und Seiten-Favoriten bereitzustellen. Laut Wales geht es zudem darum, mit frei verfügbarer Software eine offene und transparente Suchmaschine zu schaffen.

Dafür gibt es nach Einschätzung von Wales Bedarf: "Viele Firmen aus der zweiten Reihe wollen Zugang zur Internet-Suche über offene Software, zum Beispiel Apache, bekommen. Eine offene Gesellschaft braucht Offenheit und Transparenz in ihren Institutionen. Die Art und Weise, wie die Suche im Internet organisiert wird, ist daher fundamental." Bei Google wisse man hingegen nicht, wie der Algorithmus funktioniert, mit dem das Internet durchsucht wird, meint Wales. Es sei ein Problem, dass die Google-Suche zum Beispiel durch kommerzielle Interessen beeinflussbar sei.

Wikia Search, für das laut Wales mittlerweile 40 Festangestellte arbeiten, wird von Investoren wie dem Online-Einzelhändler Amazon, dem Wagnisfinanzierer Bessemer, den Lotus-Gründer Mitch Kapor und den Netscape-Erfinder Marc Andreesen unterstützt. In einer ersten Finanzierungsrunde seien 4 Millionen US-Dollar zusammengekommen, eine endgültige Zahl werde nicht veröffentlicht, sagte Wales. Finanzieren soll sich Wikia Search über Werbung. Schließlich gebe es keinen Zweifel, dass Suchmaschinen "extrem attraktiv" für Werbekunden seien. (anw)