Finanzinvestor sichert sich Länderdomains

Nordrhein-Westfalen und Bayern setzen beim Betrieb ihrer Top Level Domains auf den Finanzinvestor TLDH.

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Von
  • Monika Ermert

Nach der Stadt Köln und den Ländern Bayern sowie Nordrhein-Westfalen hat am Montag auch die Hamburger Senatskanzlei die Betreiberin ihrer geografischen Top Level Domain gekürt. Nach europaweiter Ausschreibung wurde der Hamburger Anwalt und eco-Vorstand Oliver Süme ausgewählt. NRW setzt hingegen wie Bayern auf den Finanzinvestor Top Level Domain Holdings (TLDH) beziehungsweise dessen Tochterunternehmen. Köln hatte sich bereits Mitte Januar für das stadteigene Unternehmen Netcologne als Betreiber von .koeln und .cologne ausgesucht. Berlin und Saarland haben sich noch nicht entschieden.

TLDH hatte auch mit der Aussicht auf eine hohe Gewinnbeteiligung für die öffentliche Hand geworben. Für Hamburg sei die finanzielle Beteiligung nicht ausschlaggebend, hatte eine Vertreterin der Stadt im Februar versichert. Der Chef der Hamburger Senatskanzlei teilte mit, sie sei vom Erfolg der unterstützten Bewerbung bei der ICANN überzeugt und setze auf eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der Hamburg Top-Level-Domain GmbH "zum Nutzen der Metropolregion Hamburg". Städte und Länder haben sich neben den finanziellen Beteiligungen zum Teil weitreichende Einflussmöglichkeiten über Beiräte gesichert.

In Bayern fordern die Grünen inzwischen den Widerruf der Vergabe. TLDH-Tochter BayernConnect habe "ein Vielfaches" im Vergleich zum unterlegenen Bewerber dotBayern e.V. geboten, bestätigte Franz Josef Pschierer, Staatssekretär im Bayerischen Finanzministerium, am Rande des CSU-Netzkongresses vorige Woche. Pschierer hatte sich dort kritisch zur Vergabe der geo-TLDs durch eine private US-Organisation geäußert, Bedenken wegen eines möglichen Zugriffs auf eine US-amerikanische Registry hatten bei der Vergabe an BayernConnect allerdings keine Rolle gespielt. Ein Primary Datacenter für .bayern soll aber in Europa liegen, teilte eine Sprecherin von BayernConnect mit, "die Secondary Server befinden sich ebenfalls nicht in den USA".

NRW holte sich einen deutschen Backend-Registryprovider mit ins Boot, die Knipp Medien und Kommunikaton GmbH. Für das Land sei wichtig gewesen, "dass die Interessen der heimischen Community gesichert sind und die TLD .nrw zum Wohl der Allgemeinheit auf einer zuverlässigen und technisch ausgereiften Plattform betrieben wird", erklärte Knipp, der auf das Registry-System Tango setzt. Den Partner TLDH läßt das Dortmunder Unternehmen in seiner Mitteilung unter den Tisch fallen. TLDH und dessen Finanzpartner listen mittlerweile Verträge über den Betrieb von geo-TLDs in den USA (.miami), Afrika (.zulu), Neuseeland (.kiwi) und Deutschland. (anw)