IPv6-Tag 2012: Vom Testflug zum Dauereinsatz

Unter dem Motto "Jetzt gilt's" starten am 6. Juni 2012 eine Reihe von Unternehmen den IPv6-Dauerbetrieb. Akamai will bereits ab April IPv6 in seinem Content-Delivery-Network anbieten.

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Von
  • Monika Ermert

(Bild: http://www.worldipv6launch.org )

Der weltweite IPv6-Tag geht in die nächste Runde: Unter dem Motto "Jetzt gilt's" (This time it's for real) starten am 6. Juni eine Reihe von Unternehmen den IPv6-Dauerbetrieb, kündigte Leslie Daigle, Chefttechnikerin der Internet Society (ISOC) beim 83. Treffen der Internet Engineering Task Force (IETF) in Paris an. ISOC und IETF hoffen, dass der reguläre Start von IPv6 bei Google, Yahoo, Microsoft Bing und einer Reihe großer Netzwerkanbieter wie AT&T, Comcast oder Time Warner Cable endlich die Wende für das sich nur langsam verbreitende IPv6 bringen wird. Daigle verwies auch auf Ankündigungen von Akamai und Limelight. Akamai will bereits ab April allen Kunden auf Wunsch IPv6 anbieten.

Rund 1000 Unternehmen hätten bislang ihre Teilnahme am IPv6-Tag angekündigt, sagte Daigle. Man rechne zudem mit weiteren Zusagen etwa von Netzwerkprovidern. Diese verpflichten sich mit der Teilnahme, allen Neukunden IPv6 anzubieten und am 6. Juni mindestens ein Prozent ihres Datenverkehrs über IPv6 auszuliefern. Die Liste der teilnehmenden europäischen Netzanbieter ist derzeit noch recht überschaubar, auch wenn der größte IPv6-Provider Free in Frankreich sitzt.

Laut Free-Forschungsingenieur Alexandre Cassen gelangen derzeit 2,4 Millionen Nutzer über Free ins IPv6-Internet. "Die Killerapplikation für IPv6 ist IPv6," sagte Cassen in Paris. Die als Alternative angepriesenen Carrier Grade NAT-Varianten, die zwischen IPv4 und IPv6 übersetzen (Network Address Translation), seien für Administratoren ein "Alptraum". Ebenfalls mit von der Partie sind der niederländische Anbieter XS4ALL und der kleinere deutsche Provider DegNET.

Mobilfunkanbieter finden sich noch nicht in der Teilnehmerliste, sagte Daigle gegenüber heise Netze. Doch sehen die Experten bei der IETF gerade im Mobilfunkbereich einen großen Bedarf, auf IPv6 umzustellen. Mangelnde IPv6-Unterstützung der Mobilfunkgeräte und das Nachhinken all der schönen Apps bei IPv6 erschwerten die Migration der Mobilfunknetze, erläuterten die Chefs von IETF und Internet Architecture Board, Russ Housley und Bernard Adoba. Real-Time-Applikationen etwa für VoIP-Telefonie liegen laut Adoba bei den Anpassungsarbeiten rund 18 Monate zurück. Adoba verteidigte auch die bei der IETF nach wie vor laufenden Arbeiten an Technologien, die das Leben von IPv4 durch allerlei Tricks verlängern sollen. Der Standardisierungsprozess müsse auch denen helfen, die im Migrationsprozess noch längere Zeit mit Nur-IPv4-Geräten unterwegs seien. Beide Protokolle würden noch auf viele Jahre nebeneinander existieren.

Google-Mitarbeiter Eric Kline bestätigte gegenüber heise Netze, dass alle Google-Dienste ab dem 6. Juni dauerhaft über IPv6 erreichbar sein werden. Die einzige Ausnahme stelle Japan dar, "wo [der Provider] NTT IPv6 in einem Walled Garden betreibt". Wie viele Unternehmen am 6. Juni "gemeinsam von der Klippe springen", werden laut Daigle die kommenden Monate zeigen. Wie ungefährlich die IPv6-Einführung sein kann, zeigt übrigens auch das Angebot von heise Netze, das seit September 2010 über IPv6 und IPv4 erreichbar ist (Dual-Stack). Informationen rund um IPv6 gibt es auch beim IPv6-Kongress von heise Netze, iX und DE-CIX. (rek)