Umstrukturierungen bei der Glibc-Entwicklung
Nachdem es laut Roland McGrath nun wieder eine Entwicklergemeinde rund um die Standard-C-Bibliothek gibt, soll diese nun selbst ĂĽber die Weiterentwicklung der GNU C Library entscheiden.
Das "GNU C Library Steering Committee", das bisher die Weiterentwicklung der bei vielen Linux-Distributionen eingesetzten GNU C Library (Glibc) lenkte, löst sich nach einem einstimmigen Beschluss selbst auf. Stattdessen sollen die aktiven Glibc-Entwickler nun die Entscheidungen über die weitere Entwicklungsausrichtung der C-Bibliothek selbst treffen; die "direkte Verantwortung" werde ein Team aus Joseph Myers, Carlos O'Donell und Roland McGrath tragen. Das gab McGrath in einer Mail bekannt; in der erläutert der Programmierer, der vor 25 Jahren die Entwicklung der Glibc begonnen hat, diese Anpassungen seien möglich, weil es wieder eine aktive Entwicklergemeinde rund um die C-Bibliothek gebe.
McGrath bedankt sich in der Mail unter anderem bei den Entwicklern Ulrich Drepper, H. J. Lu und Jakub Jelinek, die geholfen hätten, die Glibc zu einer Basis-Komponenten vieler Linux-Distributionen zu machen; er erwähnt zudem, Joseph Myers und Carlos O'Donell würden in den nächsten Tagen einige Hintergründe erläutern, die zu den Umstrukturierungen bei der Leitung geführt haben. Davon ist bislang nichts zu sehen. Myers hat allerdings weitere Details zu den neuen Leitungsstrukturen bekannt gegeben; O'Donell hat einige Überlegungen zur Weiterentwicklung erläutert und fragt die Entwicklergemeinde nach weiteren Ideen.
In der Open-Source-Community war in den letzten Jahren immer wieder von einer schwierigen Zusammenarbeit mit den Glibc-Entwicklern und speziell Drepper zu hören; das Debian-Projekt war daraufhin im Jahr 2009 sogar zum Glibc-Abkömmling Eglibc gewechselt. Drepper hat aber vor einiger Zeit den Arbeitgeber gewechselt – in Folge dessen ist er bei der Glibc-Entwicklung offenbar nicht mehr so aktiv wie in den Jahren zuvor, aber durchaus noch präsent.
Drepper hat auch einige der wichtigsten Neuerungen zur Glibc 2.15 beigetragen, die vor einer Woche veröffentlicht wurde. Neben einer Reihe von Fehlerkorrekturen hat diese Version unter anderem einige Optimierungen für die Funktionen strcpy und strcat gebracht; zudem ist die Unterstützung für nss_db nun wieder Bestandteil der Glibc, wodurch die C-Bibliothek nicht mehr von der Berkeley-DB abhängt. (thl)