Sony BMG ruft CDs mit Kopierschutz-Rootkit zurück

Plattenläden, die noch CDs mit der Kopierschutzsoftware XCP in den Regalen stehen haben, sollen diese an die Musikfirma zurückschicken. Sony BMG arbeitet an einem Programm für Kunden, die bereits eine solche CD gekauft haben.

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Das Plattenlabel Sony BMG reagiert weiter auf Kritik an dem auf einigen CDs installierten Kopierschutz XCP. Das Unternehmen ruft nun alle noch nicht verkauften CDs mit der Software aus den Plattenläden zurück. Kunden, die derartige Scheiben bereits gekauft haben, können diese gegen CDs ohne XCP eintauschen, schreibt Sony BMG auf seiner Website. Details des Rückrufprogramms für die CDs, die bislang nur in den USA verkauft worden sein sollen, will Sony BMG in Kürze noch bekanntgeben.

Ende voriger Woche hatte der Musikriese verkündet, die Software aus "Sicherheitsgründen" nicht mehr einzusetzen. Der XCP-Kopierschutz für Windows-Rechner verhält sich ähnlich wie ein Schädling. Die Software versteckt sich wie ein Rootkit vor dem Benutzer und lässt sich nicht ohne weiteres deinstallieren. Im Internet kursieren bereits einige Exploits, die wiederum den Kopierschutz als Tarnung verwenden. In Italien und den USA laufen bereits Klagen auf Schadensersatz gegen Sony.

Die Bürgerrechtler der Electronic Frontier Foundation hatten Sony BMG gar ein Ultimatum bis zum kommenden Freitag gestellt, bis zu dem das Plattenlabel unter anderem eine Rückrufaktion für alle CDs mit XCP, aber auch mit der Schutzsoftware für den Mac MediaMax von SunnComm starten sollte. Sony BMG "bedauert zutiefst" alle Unbill und verspricht, alles zu ihrer Beseitigung tun zu wollen. In der Mitteilung ist allerdings nur von XCP die Rede.

Sony BMG schätzt, dass 49 verschiedene Titel auf 5 Millionen CDs mit XCP ausgeliefert wurden. Zwei Millionen davon sollen verkauft worden sein. Sony BMG beteuert in seiner Mitteilung, die Musik seiner Künstler einem möglichst breiten Publikum nahebringen zu wollen. Das Unternehmen werde fortfahren, neue Wege zu erkunden, wie die Verbraucher "flexibel" ihre Musik anhören können.

Mittlerweile mehren sich auch die Analysen, die darauf hinweisen, dass Sony BMG beziehungsweise der Hersteller First 4 Internet bei dem XCP-Kopierschutz tatsächlich Code des Open-Source-Encoders Lame benutzt hat. Lame steht unter der freien Software-Lizenz LGPL, deren Bestimmungen durch die Art der Lame-Nutzung von Sony BMG nicht eingehalten würden.

Zu Sony BMGs XCP-Kopierschutz siehe auch: (anw)