Kritik an neuen Registry-Verträgen

Die neuen Vertragsentwürfe der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) mit den Registrybetreibern für die .info-, .biz- und .org-Domains stoßen auf Kritik.

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Von
  • Monika Ermert

Die neuen Vertragsentwürfe der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN) mit den Registrybetreibern für die .info-, .biz- und .org-Domains stoßen auf Kritik. Während die Aufhebung der Preisregulierung weder Registrare noch Vertreter von Nutzerinteressen wirklich schreckt, beklagen sie das Zugeständnis automatischer Erneuerungen der Verträge nach Ablauf. Dieses Zugeständnis hat ICANN den Betreibern von .info (Afilias), .biz (NeuStar) und .org (Public Interest Registry) deshalb gemacht, weil VeriSign sich für die .com-Domain eine automatische Verlängerung und damit praktisch den zeitlich unbegrenzten Betrieb der Cash-Cow im Netz gesichert hat.

"Dass der ehemalige Monopolist VeriSign bessere Bedingungen erhält als neue Start-up Registries, war immer schon Unsinn", äußerte sich der US-Anwalt und ICANN-Kenner Bret Fausett auf Anfrage von heise online. "Aus diesem Blickwinkel machen gleiche Spielregeln für alle auch Sinn. Aber haben wir jetzt auch das richtige Spielfeld? Ich meine, nein. Denn die Nutzer von Domains profitieren davon, wenn die Registries um die Vertragsverlängerung konkurrieren." Nicht umsonst seien die Preise für .net und .org drastisch gefallen, als die Registries neu ausgeschrieben wurden, so Fausett. Domaininhaber könnten eben nicht ohne weiteres zu einer Domain bei der Konkurrenz – also einer anderen Registry (etwa von .com zu .org) – umziehen. Daher gebe es echten Wettbewerb zwischen den verschiedenen Registries eben nur, wenn es um die Verlängerung gehe. "Meiner Meinung nach hat ICANN seine Verantwortung gegenüber den Domaininhabern aufgegeben, indem sie den jeweiligen Monopolisten, also auch die Betreiber von .org, .biz und .info eine Vertragsverlängerung ohne Angst vor der Konkurrenz erlaubt."

Auch die ehemalige VeriSign-Tochter und selbst Ex-Monopolistin Network Solutions Inc. (NSI) zeigte sich in einer kurzen Stellungnahme kritisch: "Wir sind gegen automatische Vertragsverlängerungen, die eine Vergabe nach wettbewerblichen Gesichtspunkten verhindert", teilte eine Sprecherin für NSI mit.

Werner Staub, Sekretär beim Council of Registrars (CORE), der mit seiner Bewerbung um .com ebenso wie die Denic unterlegen ist, nannte vor allem die Regeln für die Nutzung der Verkehrsdaten problematisch, die ICANN in den neuen Verträgen vorsieht. "Natürlich ist es sehr schwierig, dort objektive Grenzen zu setzen, und man kann argumentieren, dass eine Reglementierung der Datennutzung das Mandat von ICANN sprengen würde. Denn ISPs können ja auch Daten sammeln", so Staub. "Die Frage ist wirklich, wer die Query logs bekommt." Interessant, so Staub, sei der Verkauf etwa an Markenschützer und Firmen, die Analysen an Markeninhaber verkaufen. Die derzeit geplagten Datenschützer dürften sich einmal mehr die Haare raufen. (Monika Ermert) / (hos)