MTV bringt Videos mit Google ins Netz
Google verbreitet ausgewählte Clips aus dem MTV-Fundus und teilt sich die Werbeerlöse mit MTV-Mutter Viacom und den Website-Betreibern.
Google und MTV-Mutter Viacom haben einen Vertrag geschlossen, nach dem der Suchmaschinenbetreiber bestimmte Programme des Senders MTV über ausgewählte Websites seines Werbenetzwerks verteilen kann. Zunächst können reichweitenstarke Websites zwei- bis vierminütige Clips aus "Sponge Bob", der Reality-Serie "Laguna Beach: The Real Orange County" oder den "MTV Video Music Awards" einbinden. Gleichzeitig stellt Viacom vollständige Sendungen für Googles Videoportal zur Verfügung, die dort für 1,99 US-Dollar (1,55 Euro) zum Download angeboten werden sollen. Ende August soll der Testbetrieb beginnen. Bereits im Vorfeld der Vereinbarung hatte Google mit der kostenpflichtigen Verteilung von Videos experimentiert.
Google und Viacom möchten damit aus dem Trend zum Online-Video und dem enormen Erfolg von YouTube ein funktionierendes Geschäftsmodell machen. Viacom liefert die Inhalte, Google übernimmt die Verteilung über das eigene Werbenetzwerk und teilt die Erlöse mit den Inhalteproduzenten sowie den Website-Betreibern. Sowohl MTV als auch Google werden US-Medienberichten zufolge den Vertrieb der Werbeplätze übernehmen. Nach Informationen der New York Times (NYT) sollen über zwei Drittel der Erlöse an Viacom gehen. Ähnliche Netzwerke zahlen etwa 20 Prozent an die Inhaber der Websites. Google will sich über deren Anteil allerdings nicht äußern. "Wir geben den Leuten keine Prozente", sagte CEO Eric Schmidt der NYT.
Viacom vertreibt Videos bereits über den iTunes-Store und das neue AOL-Videoportal. Mit Google als Partner können die Programme eine Vielzahl an neuen Websites erreichen. Viacom behält sich Berichten in US-Medien zufolge die Auswahl der Websites vor und will nur Webistes mit mehr als 100.000 Besuchern für das Programm zulassen. Zu den für den Testbetrieb ausgwählte Sites gehören die zielgruppengerechten Hiphopgame.com, purevolume.com und Lyrics.com.
Die Unternehmen setzen bei ihrer Kooperation auf die enorme Popularität von Online-Videos, die mit den zunehmenden Bandbreiten auf Nutzerseite inzwischen zu seinem festen Bestandteil im Netz geworden sind. Der Erfolg von Plattformen wie YouTube gründet auch auf der Möglichkeit, die Videos einfach in die eigene Website einbauen zu können – nicht selten bei zumindest fragwürdiger Rechtslage. Google und Viacom möchten jetzt Website-Betreibern eine Möglichkeit geben, MTV-Programme legal einzubinden und daran noch etwas zu verdienen. Doch bevor MTV auf dem eigenen Blog läuft, muss nicht nur Viacoms Vorauswahl überstanden werden. Der Sender bestimmt die Auswahl der Clips, das Programm ändert sich Tag für Tag. Es wird also nicht möglich sein, einen bestimmten Clip zu verlinken. Gerade dieses virale Potenzial war allerdings ein wesentlicher Teil des YouTube-Erfolgs.
Google macht mit der Vereinbarung einen weiteren Schritt auf die Inhalteanbieter zu, die den Umgang der Suchmaschine mit ihren Produkten nicht immer begeistert verfolgt hatte. Während zahlreiche Medien keine Einwände gegen den Nachrichten-Aggregator Google News haben, hatte die Nachrichtenagentur AFP wegen Urheberrechtsverletzung geklagt und Google die AFP-Texte daraufhin aus dem Angebot genommen. Zuletzt hatte Google ein Lizenzabkommen mit der Agentur Associated Press getroffen. (vbr)