Ostafrika auf dem Weg ins Breitband-Internet

Bis 2010 sollen die Entwicklungsländer Ostafrikas über Kabel durch den indischen Ozean endlich mit Breitband-Internet versorgt sein.

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Von
  • Holger Bleich

Die Staaten Ostafrikas gehören zu den wenigen Regionen auf dem Globus, um die das angeblich weltumspannende Internet nach wie vor einen großen Bogen macht. Während die nord- und westafrikanische Küste von Ägypten bis Südafrika mit Glasfaser-Unterseekabeln ans Netz der Netze angeschlossen ist, landet weder in Tansania noch in Kenia oder Somalia auch nur eine der digitalen Lebensadern. Die Folge: Eine 1-MBit/s-Standleitung via Satellit etwa kostet dort mehr als 5000 Euro Monatsmiete.

Wohl, weil es um die Wirtschaftskraft der Region schlecht bestellt ist, zeigten europäische oder amerikanische Telekommunikationsunternehmen bislang kein sonderlich großes Interesse, in breitbandige Leitungen nach Ostafrika zu investieren. Die betroffenen Staaten versuchen daher seit geraumer Zeit, in Eigenregie derartige Projekte auf die Beine zu stellen, um den indischen Ozean mit Glasfasern durchqueren zu können.

Prominentestes Beispiel ist das geplante EASSy-Unterseekabel ("The East African Submarine Cable System"). Telekommunikationsanbieter aus 25 afrikanischen Ländern beteiligen sich an dem 200-Millionen-Dollar-Projekt. Das Kabelsystem soll einmal auf einer Länge von 9900 Kilometern eine Verbindung zwischen dem südafrikanischen SAFE-Kabelkopf und dem transkontinentalen Glasfasersystem SEA-ME-WE-4 herstellen und die Küstenstaaten Sudan, Dschibuti, Somalia, Kenia Tansania, Mosambique, Südafrika und Madagascar mit IP-Konnektivität versorgen. Die EASSy-Glasfasern sollen eine Bruttokapazität von 320 GBit/s gewährleisten.

Allerdings verzögern sich die Aktivitäten des bereits 2003 gegründeten EASSy-Konsortiums immer wieder. Das Kabel soll eigentlich Ende dieses Jahres seinen Betrieb aufnehmen, doch es ist von der Fertigstellung noch weit entfernt. Dies wiederrum sorgt für Frustration bei den einzelnen Staaten Ostafrikas. Die kenianische Regierung gründete sogar kurzerhand eine Gegeninitiative: Das Teams-Kabel ("The East African Marine System") soll ab Mitte 2008 die kenianische Küstenstadt Mombasa mit einer Kopfstation in Fujairah (Vereinigte Arabische Emirate) verbinden und damit Anschluss ans weltweite Kabelnetz gewährleisten. Das 100 Millionen US-Dollar teure System wird von einem Konsortium verlegt, an dem die kenianische Regierung zu 40 Prozent beteiligt ist.

Dieses ehrgeizige Projekt gerät aber nun ins Wanken. Anfang 2007 ging ein drittes Konsortium an den Start, um Ostafrika mit Breitband-Anbindung zu versorgen. Und diesmal stecken US-amerikanische Großinvestoren wie die Blackstone-Gruppe dahinter. Das 300 Millionen US Dollar teure Seacom-Kabelsystem soll Südafrika auf einer Strecke von 13.000 Kilometern mit indischen und europäischen Systemen verbinden. Zwischenlanden soll es in Mosambique, Madagascar, Tansania und Kenia. Von diesen Stationen aus soll auch das Landesinnere Ostafrikas versorgt werden. Die Investoren gehen in die Vollen: Zwei Glasfaserpaare werden den Planungen zufolge eine Bandbreite von 1280 GBit/s bieten.

Das US-amerikanische Unternehmen Herakles Telecom ist mit der Durchführung des Seacom-Projekts beauftragt. Zur Überraschung der ostafrikanischen Staaten fackelte man dort nicht lange: Vor einigen Wochen legte im südafrikanischen Durban das Forschungsschiff "Fugro Gauss" ab, um die geplante Route des Seacom-Kabels entlang der ostafrikanischen Küste des indischen Ozeans zu erkunden. Bereits im Frühjahr 2009 soll Seacom aufgeschaltet werden. Diese ehrgeizige Planung dürfte auch damit zu tun haben, dass Südafrika zurzeit noch nicht über genügend IP-Bandbreite verfügt, um eine sichere Übertragung aller Daten der 2010 stattfindenden Fußball-Weltmeisterschaft zu gewährleisten. Der Staat ist auf die ostafrikanische IP-Route angewiesen.

Die kenianische Regierung ist begeistert von der plötzlichen Hektik. Anfang Juli schwärmte der kenianische Minister für Kommunikation, Bitange Ndemo, davon, dass Kenia nun auf dem besten Weg sei, der zentrale Internet-Hub auf dem afrikanischen Kontinent zu werden. Gleichzeitig kündigte er an, dass sich seine Regierung eventuell aus dem Teams-Projekt finanziell herausziehen werde. Zumindest aber wolle man eng mit Seacom kooperieren, um Kosten zu sparen. Angedacht ist demnach, das Seacom im eigenen Kabel einen Glasfaserkanal für Teams reserviere, weil die Route der beiden Projekte fast identisch sei. (hob)