Elektronische Gesundheitskarte: Erste Aufträge der Krankenkassen vergeben [Update]

Während die politische Diskussion um die elektronische Gesundheitskarte weitergeführt wird, sind auf der technische Ebene Fortschritte zu verzeichnen.

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Von
  • Detlef Borchers

Während die politische Diskussion um die elektronische Gesundheitskarte (eGK) weitergeführt wird, sind auf der technische Ebene Fortschritte zu verzeichnen. So meldete die Techniker-Krankenkasse (TK) die erste erfolgreiche Online-Aktualisierung von Versichertendaten unter Laborbedingungen. Als größter Kassenverband gaben die Allgemeinen Orts-Krankenkassen (AOK) bekannt, dass ihre Karten von Gemplus produziert werden, der deutschen Tochter der französischen Gemalto, die auch die Carte Vitale 2 herstellt.

In Anwesenheit von Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) wurde im Aachener Labor von Atos Worldline erstmals die Online-Aktualisierung einer Gesundheitskarte durchgeführt. Atos Worldline, eine Tochter von Atos Origin, hatte zuvor den Zuschlag für die Software- und Trustcenter-Dienstleistungen der Techniker-Krankenkasse bekommen. Bei der Online-Aktualisierung einer eGK werden die Versichertenstammdaten auf dem Server einer Krankenkasse mit den Daten auf der Karte verglichen und auf die Karte kopiert, wenn sie sich verändert haben. Mit dem Online-Abgleich sollen die Krankenkassen jährlich mehrere Millionen Euro einsparen können, da sie nicht mehr wie bisher bei Datenänderungen neue Karten ausgeben müssen. Bei der Entscheidung für das Karten-Applikationsmanagement-Systems (KAMS) von Atos spielte es der TK zufolge eine zentrale Rolle, dass die Versichertenstammdaten weiterhin bei der TK verbleiben und nicht auf fremden Servern gespeichert werden.

Während die TK die europaweite Ausschreibung für die Kartenproduktion im März 2006 gestartet hatte, konnte die AOK die entsprechende gemeinsame Ausschreibung aller 16 Landes-AOK zwei Monate früher herausgeben. Den Zuschlag für die Produktion von rund 25 Millionen Gesundheitskarten bekam nun die Gemplus, eine Tochter der französischen Gemalto. Nach Angaben der AOK ist die Gesundheitskarte der Ortskrankenkassen eine der ersten Karten, die bei der Produktion mit einer elektronischen Signatur ausgestattet wird. Damit kann die eGK der AOK auch außerhalb der medizinischen Telematik für die elektronische Unterschrift etwa in der Kommunikation mit Behörden eingesetzt werden. Nach den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums ist die Aufbringung einer Signatur auf der eGK optional. Verpflichtend ist lediglich, dass die Karten für das Speichern einer digitalen Signatur "vorbereitet" sind. Welche Kosten bei der digitalen Signatur dem Versicherten entstehen, darüber konnte die AOK noch keine Angaben machen.

Update:

Nach Mitteilung der TK ist auch die Ausschreibung der Kartenproduktion für die 6,2 Millionen Mitglieder unter Dach und Fach. Den Zuschlag bekam die deutsche Tochter der französischen Sagem Orga. Wie die Gesundheitskarte der AOK, so wird auch die TK-eGK mit einer digitalen Signaturfunktion angeboten werden. Für diesen Service rechnet die TK mit einer Jahresgebühr von 20 Euro. Zur Ausgabe der eGK werden die versicherten Techniker im Sonderangebot ein "Home-Paket" von ihrer Kasse erwerben können, das ein Kartenlesegerät beinhaltet. Die TK setzt dabei auf die Tatsache, dass ihre Mitglieder technikaffin sind. So haben bereits 770.000 Versicherte einen Zugang zur Online-Geschäftsstelle "TK-Exklusiv" beantragt.

Siehe dazu auch den Online-Artikel in c't – Hintergrund mit Links zur aktuellen und bisherigen Berichterstattung über die elektronische Gesundheitskarte und die Reform des Gesundheitswesens:

(Detlef Borchers) / (jk)