Laser-Himmel: Millioneninvestition im ältesten Planetarium der Welt

Von Oktober an wird im Jenaer Planetarium der Projektor, der Sterne und Planeten an die Kuppel bringt, mit sechs Lasern kombiniert. Sie projizieren auf einer Fläche von 800 Quadratmetern Bilder an die Kuppel.

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Von
  • Sophia-Caroline Kosel
  • dpa

Freddy Mercury singt bald nicht mehr im dienstältesten Planetarium der Welt. Auch für Pink Floyd und Nena sind die Tage unter dem künstlichen Sternenhimmel in Thüringen gezählt. Im Herbst werden im Zeiss-Planetarium Jena alle derzeit laufenden Programme – darunter die multimedialen Musikshows – gestrichen. Denn in das 80 Jahre alte Sternentheater zieht ein neues Projektionssystem ein. Dafür entwickeln Multimediaspezialisten derzeit neue Bildungs- und Unterhaltungsprogramme. Die Stadt ist dann nach Peking der weltweit zweite Ort mit einer Laser-Ganzkuppel-Projektion der Carl Zeiss Jena GmbH.

Die Stadt an der Saale ist der Geburtsort der Planetarien. Oskar Miller (1855–1934), Gründer des Deutschen Museums München, überzeugte die Firma Zeiss vor mehr als 80 Jahren, eine Einrichtung zu schaffen, mit der dem Publikum der Fixsternhimmel und die Bewegungen der Planeten veranschaulicht werden können. Das Planetarium im Deutschen Museum ging 1925 in Betrieb, danach folgten binnen 14 Monaten Sternentheater in Wuppertal, Leipzig, Düsseldorf und Jena. Weil das Planetarium in Jena den Zweiten Weltkrieg weitgehend ohne Schaden überstand, ist es jetzt das dienstälteste der Welt. Mehr als acht Millionen Besucher haben sich seitdem dort von vier Sternenprojektor-Generationen ins virtuelle All entführen lassen. Auch einzelne Laserstrahlen wurden als Effekt eingesetzt. Mit der Rundum-Laser-Projektion sollen künftig jährlich rund 200.000 Besucher angelockt werden, sagt Geschäftsführer Herbert Pfannkuch.

Von Oktober an wird der Projektor, der Sterne und Planeten an die Kuppel bringt, mit sechs Lasern kombiniert. Sie projizieren auf einer Fläche von 800 Quadratmetern Bilder an die Kuppel. Der Besucher "schwebe" dann noch realistischer durchs All, ähnlich wie in einem Kino mit 3-D-Effekt, sagt Pfannkuch. "Zudem sind die Kontraste besser." Die mehr als 80 Diaprojektoren und drei Videobeamer werden dann nicht mehr gebraucht. "Künftig erzeugen die sechs Laserprojektoren ein Bild, das ganze System ist weniger störanfällig", erläutert Geschäftsführer Jürgen Hellwig.

"Die Lasertechnik ist der Mercedes in der digitalen Planetariumstechnik", sagt Volkmar Schorcht, Projektmanager im Geschäftsfeld Planetarien des Tochterunternehmens des Optik- und Elektronikkonzern Carl Zeiss (Oberkochen). Sie koste mehrere Millionen Euro. "Das können sich nur wenige Planetarien auf der Welt leisten." Zeiss hat bislang weltweit 589 Sternentheater mit Projektionstechnik ausgestattet. Die "All-Dome Laser Image Projection" hat die Traditionsfirma gemeinsam mit der Jenoptik LDT GmbH (Jena) entwickelt. Im Planetarium wird es dann vom Herbst an eine Premiere nach der anderen geben. Eine Produktionsfirma in Klagenfurt und ein Videostudio in Leipzig erarbeiten die neuen Sternenzelt-Shows derzeit am Rechner. "Geplant ist unter anderem ein Musical für die ganze Familie mit Musik von Reinhard Lakomy", sagte Hellwig. Auch mit Hermann van Veen liefen Gespräche.

Zudem sollen künftig neben den Touristen, Schulklassen und wissbegierigen Einheimischen auch Firmen für die Kuppel begeistert werden. Das Planetarium, einst zur Volksbildung errichtet, soll zunehmend zum Ort für Events werden. "Allein von den Programmen können wir nicht leben", sagt Pfannkuch. Und viele Unternehmen hätten wieder mehr Geld für Angebote wie eine Saturn-Nacht mit 4-Gänge-Menü. Pünktlich um Mitternacht sehen die Gäste dann wieder den echten Himmel. (Sophia-Caroline Kosel, dpa) / (jk)