Mobilfunkausrüster warten auf 3G-Rollout in China
In- und ausländische Infrastrukturlieferanten hoffen auf den kommerziellen Start Mitte 2006. Die Schlüsselrolle für die Lizenzvergabe und Genehmigung von 3G-Standards besitzt die Regierung der Volksrepublik.
In- und ausländische Hersteller von Mobilfunkinfrastruktur der dritten Generation (3G) setzen darauf, dass die chinesischen Behörden bis zur Mitte des kommenden Jahres den Start kommerzieller 3G-Mobilfunkangebote ermöglichen. Dieses Stimmungsbild liefert ein Bericht des Wall Street Journal von dem heute in Hongkong zu Ende gegangenen 3G World Congress & Exhibition. Zum einen verweisen die Ausrüster auf den zunehmenden Zeitdruck, bis zu den Olympischen Spielen in Peking 2008 3G-Dienste zu etablieren, beklagten aber zugleich, dass Behördenvertreter der Branche kaum Einsicht in laufende Entscheidungsprozesse gewähren.
Durch diese Ungewissheit wird die Hoffnung auf schnelle Milliardengeschäfte mit 3G-Mobilfunk im Reich der Mitte erheblich getrübt. Seit langem wird China – neben Indien – als einer der beiden größten Wachstumstreiber im weltweiten Geschäft mit Handys und Infrastruktur genannt. Bereits im September war die Zahl der Mobilfunknutzer auf über zwei Milliarden weltweit gestiegen. Dem Bericht zufolge leben hiervon rund 300 Millionen in der Volksrepublik, die hingegen gerade 100 Millionen Festnetzteilnehmer zählt.
Weiter heißt es, dass die chinesischen Behörden verschiedene ökonomische und technische Szenarien diskutieren und einen engen regulatorischen Rahmen für 3G-Netze abstecken dürften. Zum einen macht sich die Regierung Gedanken darüber, wie viele 3G-Anbieter eine wirtschaftliche Überlebenschance in dem Riesenreich haben werden und zum anderen, ob man die Einführung der neuen Technologie als Chance zur Neuordnung des chinesischen Telecom-Markts nutzt, der von jeweils zwei Festnetz- und Mobilfunkanbietern dominiert wird. Ein Indiz für das internationale Interesse an der Entwicklung des chinesischen TK-Markts ist, dass im kommenden Jahr die International Telecommunication Union mit der ITU Telecom World vom 4. bis zum 8. Dezember 2006 erstmals in Hongkong zu Gast ist.
Unklar bleibt auch, welche 3G-Standards in China zugelassen werden. Festzustehen scheint hingegen, dass deren Festlegung Sache des Regulierers sein und nicht ins Ermessen der Carrier gestellt wird. So hat sich Nokia darauf vorbereitet, in seinem chinesischen Joint Venture sowohl Infrastruktur in dem in Europa verbreiteten WCDMA-Standard als auch in der chinesischen Variante TD-SCDMA produzieren zu können. Wichtiger Beweggrund der Chinesen für die Entwicklung eines eigenen, "Time Division Synchronous Code Division Multiple Access" genannten Verfahrens war, Lizenzzahlungen an Entwickler des europäischen beziehungsweise US-amerikanischen 3G-Standards zu vermeiden. Auf dem 3G-Kongress in Hongkong habe der Generalsekretär des TD-SCDMA-Forums berichtet, dass die in Testnetzen in Peking und Shanghai aufgebaute Infrastruktur gut funktioniert habe, zugleich jedoch einräumen müssen, dass es noch Probleme mit den Endgeräten gebe, schließt der Zeitungsbericht. (ssu)