Französische Hadopi verkündet Erfolge im Kampf gegen Filesharing

Die französische Anti-Piraterie-Behörde fühlt sich anderthalb Jahre nach ihrer Arbeitsaufnahme in ihrem Kurs bestätigt, da die P2P-Nutzung zurückgegangen sei. Skeptiker verweisen auf den parallelen Aufstieg von Streamingseiten und Sharehostern.

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Die französische Haute Autorité pour la diffusion des œuvres et la protection des droits sur Internet (Hadopi) fühlt sich anderthalb Jahre nach ihrer Arbeitsaufnahme in ihrem Kurs bestätigt. Alle verfügbaren Statistiken für 2011 zeigten, dass die Nutzung von Filesharing-Angeboten deutlich zurückgegangen sei. Die Bandbreite der Schätzungen reiche von einem Minus von 17 Prozent laut Zahlen des Marktforschungsinstituts Nielsen im Auftrag des internationalen Musikverbands IFPI bis hin zu einem Minus von 66 Prozent. Letzteres legten Untersuchungen der französischen Anti-Piraterie-Vereinigung TMG-ALPA nahe, die vor allem die Filmindustrie vertritt.

Die Internetkontrolleure werten die Angaben als vollen Erfolg auch ihrer Arbeit. Seit sie die ersten Warnhinweise im Kampf gegen Urheberrechtsverstöße im Internet versandt hätten, sei ein "klarer Abwärtstrend bei illegalen Downloads" in Peer-to-Peer-Netzwerken (P2P) zu verzeichnen, schreiben sie in einer jetzt veröffentlichten Broschüre (PDF-Datei). 95 Prozent der Nutzer, die zwischen dem Start der eigenen Aktivitäten im Oktober 2010 und Dezember vergangenen Jahres eine erste Mahnung erhalten hätten, seien danach nicht mehr auffällig geworden. Bei der dritten und letzten Mahnung vor dem möglichen Beantragen einer Internetsperre liege diese Quote gar bei 98 Prozent.

Kritiker des Modells "Three Strikes", das in Frankreich bislang noch nicht zum Kappen von Anschlüssen geführt hat, verweisen dagegen auf den parallelen Anstieg der Nutzung von Streaming-Seiten und Sharehostern. Die Hadopi geht zwar auch hier auf den Verkehr einiger einschlägiger Angebote wie das inzwischen stillgelegte Megaupload, Megavideo, Hotfile, Rapidshare oder Mediafire ein. Dabei kommt die Behörde aber zu dem Schluss, dass sich deren Nutzerzahlen insgesamt "stabilisiert" hätten.

Der Figaro macht auf Basis der von der Hadopi teils auch zitierten Statistiken von Mediamatrix und Netratings eine andere Rechnung auf. Demnach stünden einem Rückgang von P2P-Nutzern in Frankreich 2011 von 4,5 Millionen auf 3 Millionen die Zunahme der Besucher von Streaming-Seiten von 6,5 Millionen auf 8,3 Millionen gegenüber. Verfolge man die Zahlen noch weiter zurück, überschnitten sie sich just im Oktober 2010, als die französischen Anti-Piraterie-Kämpfer ihre ersten Warnungen versandt hätten. Die Kundschaft legaler Download-Plattformen sei derweil noch überschaubar, von einem starken Zulauf 2011 könne keine Rede sein.

Andere Kritiker wie die Bloggerin Monica Horten verweisen darauf, dass die Hadopi auch einen zunehmenden Einsatz von Verschlüsselungs- und Anonymisierungstechnik beim Filesharing nicht beachtet habe. Die Veröffentlichung der Broschüre mitten im französischem Wahlkampf solle wohl nur dazu dienen, die von Präsident Nicolas Sarkozy verfolgte Linie des harten Vorgehens gegen Filesharing zu stützen und fürs eigene Überleben zu werben: Im Gegensatz zu Sarkozy haben die Präsidentschaftsbewerber der Sozialisten und der Grünen erklärt, das System der abgestuften Erwiderung auf Copyright-Verstöße nebst der Hadopi einstampfen zu wollen. (mho)