Mobilfunkbranche: Der Trend geht weg vom eigenen Turm

Die Telekom führt mit dem geplanten Verkauf der Broadcast-Sparte und ihrer deutschen wie amerikanischen Sendetürme einen neuen Trend der Branche an.

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Die Telekom mal als Trendsetter: Mit ihren bereits seit geraumer Zeit diskutierten und jetzt wieder konkretisierten Plänen, sich von den unter dem Dach der T-Systems angesiedelten Broadcast- und Funkturmtöchtern zu trennen, steht die Deutsche Telekom nach Einschätzung des Wall Street Journal (WSJ) an der Spitze eines sich entwickelnden Branchentrends. Der Verkauf der Servicegesellschaft T-Systems Media & Broadcast könnte den Informationen der Zeitung zufolge rund 1 Milliarde Euro in die Kassen spülen. Auch ein Verkauf der Deutschen Funkturm, die die telekom-eigenen Sendetürme hierzulande betreibt, und der entsprechenden Sparte der US-Tochter T-Mobile USA, stehe zur Debatte.

Ein Telekom-Sprecher bestätigte dem Blatt gegenüber, der Konzern überlege den Verkauf der beiden Bereiche, sei aber noch nicht entschieden. Für den Broadcast-Bereich sollen anderen Bericht zufolge bereits zahlreiche Interessenten gefunden haben. Bereits im vergangenen Monat hatte zudem die Financial Times unter Berufung auf Bankenkreise berichtet, dass T-Mobile USA bereits zwei Banken mit dem Verkauf der Sendetürme beauftragt habe.

In Italien haben sich unterdessen die Mobilfunknetzbetreiber Wind und "3" (Hutchison Whampoa) zusammengeschlossen, ihre Türme zu verkaufen. Damit könnten beide Unternehmen bis zu 2 Milliarden Euro einnehmen, erfuhr das WSJ aus Konzernkreisen. Die Provider wollen zwar die Türme verkaufen, die Antennen selbst aber weiterhin kontrollieren. Der Platz für die Antennen wird dann vom Betreiber gemietet. Die Anbieter könnten damit sparen und die Infrastruktur einem Spezialisten überlassen, der die Türme effizienter unterhalten kann, sagte Wind-Hauptaktionär Naguib Sawiris der Zeitung. Zudem würde ein Verkauf helfen, die Schulden des Unternehmens von knapp 7 Milliarden Euro zu senken.

In der Auslagerung der Anlagen sehen europäische Netzbetreiber eine Möglichkeit, dem steigenden Kostendruck zu begegnen und Ausgaben zu senken. Während die Wachstumsaussichten auf den satten europäischen Märkten nicht mehr allzu rosig sind, könnte das Outsourcing der Infrastruktur einige Kostenfaktoren aus der Bilanz nehmen. Der Unterhalt der Türme gehört nicht zum Kerngeschäft eines Netzbetreibers, der Bereich könne zum Beispiel an interessierte Investoren ausgelagert werden. Mit diesen Argumenten hatte die niederländische E-Plus-Mutter KPN im Januar 23 Türme an einen französischen Dienstleister verkauft.

An den italienischen Türmen sind dem Bericht zufolge ein Konsortium aus einer US-amerikanischen Investmentgruppe und einem italienischen Infrastrukturbetreiber für Sendetürme interessiert. Auch ein spanischer Infrastrukturdienstleister und die Betreibergesellschaft der italienischen Autobahnen hätten gemeinsam Interesse signalisiert. (vbr)