Wiens Schulen bis auf weiteres ohne Linux

Bis 2007 sollen über 20 Millionen Euro für Computer in den öffentlichen Pflichtschulen ausgegeben werden; ein Antrag der Grünen zur Umstellung auf Linux scheiterte.

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Die Wiener Grünen sind mit einem Antrag zur Umstellung der Wiener Pflichtschulen auf Linux gescheitert. Die drei anderen Gemeinderatsfraktionen, SPÖ, ÖVP und FPÖ, stimmten am vergangenen Freitag dagegen. In derselben Sitzung wurde beschlossen, bis 2007 über 20 Millionen Euro für Computer in den öffentlichen Pflichtschulen auszugeben. Dies wird grundsätzlich auch von den Grünen begrüßt, da die vorhandenen Einrichtungen veraltet und in schlechtem Zustand sind. "Allerdings darf der Zugang zu neuen Technologien nicht an einem spezifischen Software-Produkt erlernt werden. Der Einsatz der marktbeherrschenden Produkte von Microsoft fördert dessen Monopolstellung -- denn wer einmal auf Windows 'angelernt' wurde, bleibt meist dabei", begründete die Grünen-Abgeordnete Marie Ringler ihren Antrag. "Ohne raschen Umstieg schadet sich die Stadt Wien damit selbst: Denn Open-Source-Software hat gegenüber den etablierten Microsoft-Produkten laut den Ergebnissen der eigenen Stadt-Wien-Studie (PDF) klare Vorteile aufzuweisen." Microsoft hat die Ausschreibung zur Lieferung der Systemsoftware gewonnen.

SPÖ-Gemeinderat Andreas Schieder begründete die Gegenstimmen seiner Fraktion, die im Gemeinderat über eine absolute Mehrheit verfügt, gegenüber heise online damit, dass das Projekt im Vorfeld diskutiert worden sei. Es sei durchaus erwogen worden, die Ausschreibungen in Richtung Open Source zu gestalten. Schließlich habe man dies jedoch auf die nächste Ausschreibung verschoben, da es gerade im Bereich der Lernsoftware viele Programme gebe, die nur unter Windows liefen. Diese Software wäre oft von Elternvereinen gespendet oder von Kindern selbst mitgebracht worden. Diese Initiativen sollten nicht vor den Kopf gestoßen werden. Zum Zeitpunkt der nächsten Beschaffungswelle, der noch nicht feststeht, werde es schon deutlich mehr einschlägige Software geben, die (auch) unter Linux verwendbar sei. Dann wolle die SPÖ versuchen, "mit dem Rückenwind der sanften Umstellung in der Stadtverwaltung" auch die Schulbehörde für Linux zu gewinnen.

Mit ihrem Antrag wollte Ringler erreichen, dass die für die Beschaffung von Hard- und Software zuständigen Abteilungen des Magistrats bei "folgenden Neuanschaffungen und Reinvestitionen für das Wiener Bildungsnetz die Voraussetzungen für den Einsatz von Linux und Open-Source-Software" sicherstellen. Außerdem sollten die zuständigen Mitglieder der von der SPÖ gestellten Landesregierung aufgefordert werden, "Sorge dafür zu tragen, dass die nötigen Voraussetzungen für eine baldige Umstellung des Wiener Bildungsnetzes auf Linux und Open-Source-Software geschaffen werden und die derzeit laufende Evaluierung dahingehend unterstützt wird." Bei Vertretern von ÖVP und FPÖ angefragte Stellungnahmen liegen bislang nicht vor. (Daniel AJ Sokolov) / (jk)