Digitaler Behördenfunk: EADS will PMR-Sparte von Nokia übernehmen

Der Bereich Professional Mobile Radio der Finnen umfasst derzeit 325 Mitarbeiter, die Tetra-Technologie für Behörden- und Betriebsfunk liefern. EADS will sowohl Tetra als auch Tetrapol vermarkten.

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Von
  • Sven-Olaf Suhl

Der Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern EADS will das komplette Geschäftsfeld Professional Mobile Radio (PMR) des finnischen Nokia-Konzerns übernehmen. In gleichlautenden Pressemitteilungsen sprechen beide Unternehmen von "weit gediehenen Verhandlungen". Da der Deal noch der Genehmigung der Kartellbehörden bedarf und auch die französischen Gewerkschaften ihre Mitbestimmungsrechte im EADS-Konzern wahrnehmen werden, rechnen die Unternehmen mit einem formalen Abschluss zum Ende des Jahres 2005. Derzeit umfasst die PMR-Sparte von Nokia konzernweit 325 Mitarbeiter, die EADS übernehmen will. Finanzielle Details der Transaktion gaben die Unternehmen nicht bekannt.

Die noch bei Nokia tätigen Mitarbeiter liefern und entwickelten bislang Tetra-Funkinfrastruktur und -Endgeräte für den abhörsicheren Funkverkehr von Behörden oder für den Betriebsfunk -- beispielsweise von Flughäfen oder Verkehrsbetrieben. Größtes Referenzprojekt der Finnen ist der Aufbau des VIRVE-Netzes, das landesweit von nahezu allen finnischen Sicherheitsorganisationen gemeinsam genutzt wird. Während es sich bei Tetra (Terrestrial Trunked Radio) um einen ETSI-Standard handelt, ist das vom EADS-Vorläufer Matra entwickelte Tetrapol-System, das EADS beispielsweise in Frankreich und in Tschechien vermarktet, proprietär. Dennoch will der europäische Konzern beide Standards fortentwickeln, heißt es zumindest momentan.

Stefan Zoller, CEO der EADS-Konzernsparte Defence and Communications Systems (DCS), schätzt das weltweite Marktpotenzial für professionellen Mobilfunk auf über 10 Milliarden Euro in den nächsten fünf Jahren. Die Weiterentwicklung von Tetra und Tetrapol unter einem Konzerndach bildet nach Zollers Einschätzung "eine hervorragende Grundlage" für eine neue Generation von Lösungen für "missionskritische Fernmeldesysteme". Gegenüber heise online ergänzte EADS-Sprecher Michael Meissner, dass der Folgestandard idealerweise rückwärtskompatibel zu bestehenden Tetra- beziehungsweise Tetrapol-Installationen sein sollte. Seien die gegenwärtigen Präferenzen der Kunden für einen der PMR-Standards eine "Glaubensfrage" ähnlich Autofahrern, die sich strikt auf eine der Antriebsvarianten Diesel- oder Ottomotor festlegten, könne der Folgestandard für PMR günstigenfalls den Flickenteppich aus nicht kompatiblen Systemen in Europa bereinigen. (ssu)