Klickbetrug: Google wirft Zählsystemen grobe Fehler vor

Der Suchmaschinenbetreiber wirft Drittanbietern, die Analysen für Googles Werbekunden anfertigen, grundlegende methodische Fehler vor. Das mache das Problem größer, als es eigentlich sei, so Google.

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Google kämpft weiter um den guten Ruf seines Geschäftsmodells. Nachdem sich der Suchmaschinenbetreiber von einem Gutachter zuletzt attestieren ließ, angemessene Maßnahmen gegen Klickbetrüger zu ergreifen, geht er jetzt in die Offensive. Google wirft Firmen wie ClickFacts, Click Forensics oder AdWatcher, die das Anzeigensystem im Auftrag der Werbekunden analysieren, "fundamentale Fehler" in der Methodik vor, die zu einer groben Überbewertung des Problems führten. Das gehe aus einer Analyse (PDF-Dokument) des konzerneigenen Click Quality Teams hervor, die Google-Manager Shuman Ghosemajumder veröffentlichte.

Die Abrechnungskonditionen für Online-Werbung bei Google sehen vor, dass ein Anzeigenkunde umso mehr bezahlt, je häufiger seine verlinkte Werbung angeklickt wird. Mit Hilfe so genannter Klickrobots können Betrüger nun die Klickraten gezielt erhöhen. Diese zweifelhafte Dienstleistung wird in den USA gelegentlich von Unternehmen in Anspruch genommen, um beispielsweise die Werbekosten eines Konkurrenten vorsätzlich in die Höhe zu treiben. Webseitenbetreiber wiederum können durch Klickbetrug bei der Werbung, die sie auf ihrer Seite eingebunden hatten, die von Google kassierte Werbeprovision nach oben treiben.

Nach der nun vorgelegten Analyse von Google seien die Systeme der Anzeigenüberwachungsfirmen nicht in der Lage, echte von fiktiven Klicks (Google-Terminologie) zu unterscheiden. Diese tauchten allerdings in den Berichten der Werbewachhunde als betrügerische Klicks auf, ohne aber bei Google als Klick gezählt und abgerechnet worden zu sein. Fiktive Klicks entstehen nach Googles Darstellung zum Beispiel, wenn ein Surfer sich nach einem tatsächlichen Klick auf der Zielwebsite des Werbetreibenden umsieht und dann mit der Navigationsfunktion des Browsers oder durch einen Reload die Seite mit dem Referrer des Werbelinks erneut aufruft. Die von den meisten Klickwächtern verwendete Methoden – wie Analyse von Serverlogs oder Zählung der Seitenaufrufe – seien nicht geeignet, solche mehrfachen Aufrufe zu unterscheiden. Google biete dafür inzwischen aber effektive Werkzeuge an.

Außerdem wirft Google den Firmen mangelnde Transparenz vor. Deren Kunden würden nur den Anteil der betrügerischen Klicks mitgeteilt bekommen, ohne die Zahlenbasis zu kennen. Das raube ihnen die Möglichkeit, die Anzahl der berichteten Klicks mit der von Google ermittelten Zahl zu vergleichen. Bei einer der betroffenen Firmen vermutet Google zudem schwerwiegende technische Fehler. In einem von Google analysierten Report von ClickFacts habe jeder berichtete angebliche Klickbetrug immer in der zweiten Minute einer Stunde stattgefunden.

Google erklärt in dem Bericht weiter, die Anbieter der Zählsysteme bereits auf diese methodischen Probleme hingewiesen zu haben, bedauert aber das bisher fehlende Interesse der betroffenen Unternehmen. Der Suchmaschinenbetreiber will mit den Anbietern der Systeme zusammenarbeiten, um bei der Korrektur solcher Fehler helfen zu können. Zusammen mit den Klickwächtern und der zuletzt gegründeten Allianz gegen Klickbetrug sollten gemeinsame Standards erarbeitet werden, so der Bericht.

Von den angesprochenen Unternehmen äußerte sich bisher nur ClickFacts zu den Vorwürfen. Gegenüber InfoWorld gab ClickFacts Chefstratege Mikhail Ledvich Fehler in den Berichten zu. Allerdings sei das System zu der Zeit noch in der Testphase gewesen und inzwischen so verbessert worden, dass die Zählung fiktiver Klicks vermieden werde. Das Angebot Googles zu engerer Zusammenarbeit möchte er gerne annehmen. "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung", freute sich Ledvich.

Siehe dazu auch: (vbr)