US-Studie: Online-Belästigungen unter Jugendlichen nehmen zu

In einer Vergleichsstudie kommen US-Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass Jugendliche heute mehr mit pornografischem Material im Internet konfrontiert werden als vor fünf Jahren. Auch habe die Zahl der Belästigungen untereinander zugenommen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 207 Kommentare lesen
Lesezeit: 3 Min.

Minderjährige Internetnutzer in den USA sind heutzutage mehr pornografischem Material sowie Online-Belästigungen bis hin zu Schikanen ausgesetzt als vor fünf Jahren. Im Gegensatz dazu ist die Zahl sexueller Nachstellungen im Internet zurückgegangen. Das hat die Universität von New Hampshire im Auftrag des National Center for Missing & Exploited Children (NCMEC) festgestellt. Für die Längsschnittstudie Youth Internet Safety Survey (YISS) wurden zwischen März und Juni 2005 1500 Internet-Nutzer im Alter von 10 bis 17 Jahren telefonisch befragt. Diese Ergebnisse wurden mit einer ähnlichen Studie aus den Jahren 1999 und 2000 verglichen.

In dieser ersten YISS hatte ein Viertel der Befragten angegeben, "unerwünschter Pornographie" online ausgesetzt gewesen zu sein, im vergangenen Jahr war es gut ein Drittel. Die Wissenschaftler führen die Entwicklung unter anderem auf die zunehmend aggressive Taktik der Pornographie-Anbieter und bessere technische Bedingungen zurück. Weiter wird in der Studie eine zunehmende Tendenz zu "Online-Grobheit" unter Jugendlichen festgestellt. Während vor fünf Jahren 6 Prozent angegeben hatten, bereits online belästigt worden zu sein, waren es in der neuesten Studie 9 Prozent.

Unerwünschte sexuelle Nachstellungen im Internet hatten in der ersten YISS 19 Prozent angegeben, in der zweiten 13 Prozent. Die Forscher führen den Rückgang auf eine größere Vorsicht bei jüngeren Menschen zurück, die sich nun in Chat-Räumen weniger auf Menschen einließen, die sie nicht kennen. Dazu hätten vermutlich Aufklärungsmaßnahmen und Medienberichte beigetragen. Allerdings habe die Zahl der Versuche von Pädophilen, offline Kontakt mit Minderjährigen aufzunehmen, nicht nachgelassen. Offenbar seien bisherige Maßnahmen nicht ausreichend abschreckend gewesen.

Die Studie könnte der anhaltenden Diskussion über einen verbesserten Jugendschutz in den USA Argumentationsfutter liefern. Ende Juli beispielsweise hatten mehrere Kongress-Abgeordnete das jüngste Paket von Gesetzesentwürfen zum Schutz von Minderjährigen vorgelegt. "Sex-Chats" zwischen Erwachsenen und Minderjährigen würden damit kriminalisiert. Für Verdachtsfälle kann die Staatsanwaltschaft eine Telekommunikationsüberwachung anordnen. Ebenfalls Ende Juli hat das Repräsentantenhaus ein Gesetz verabschiedet, durch das Schulen und Bibliotheken dazu verpflichtet werden sollen, die Online-Aktivitäten von minderjährigen Schülern zu überwachen, damit diese nicht mit "schädlichem" oder nicht für sie geeignetem Material konfrontiert werden.

Derweil haben die Marktforscher von Harris Interactive festgestellt, dass die Eltern der US-Jugendlichen zum größten Teil eigeninitiativ geworden sind und zu 94 Prozent Maßnahmen ergriffen haben, um ihren Nachwuchs vor Gefahren aus dem Internet zu schützen. 55 Prozent von 374 befragten Eltern haben demnach bereits Software installiert, um die Online-Aktivitäten der Kinder zu begrenzen oder zu blockieren. (anw)