Lycos kauft Wired Digital
Der KonzentrationsprozeĂź im Internet geht weiter.
Der Konzentrationsprozeß im Internet geht weiter. Es war sicher nur eine Frage der Zeit, bis nach dem Verkauf der Zeitschrift Wired auch der Online Ableger Wired Digital den Besitzer wechselt und in ein größeres Angebot eingegliedert wird. Als "Heimstatt einer der innovativsten und besten Produkt- und Dienstangebote im Web" bot Lycos für den Kauf 83 Millionen Dollar in Form von eigenen Aktien an.
Zuvor hat Lycos WhoWhere und Tripod eingekauft, und mit dem am selben Tag angekündigten Lycos Network werde man, wie man stolz verkündet, zu der Site, die derzeit im Web am schnellsten wachse. Angeblich erreiche Lycos zusammen mit Wired Online 40 Prozent der Web-Nutzer. Mit Wired erwarb Lycos noch zusätzlich die Suchmaschine HotBot, aber die machen sich natürlich - vorerst - angeblich keine Konkurrenz, da ihr Publikum grundverschieden sei. HotBot werde von den technisch kundigen Web-Veteranen benutzt, Lycos hingegen von einem breiten Publikum.
HotBot werde monatlich von vier Millionen Nutzern und HotWired von einer Million besucht, während Wired News mit 500000 E-Mail-Abonnenten gesegnet ist, die täglich Nachrichten erhalten. Man fragt sich natürlich, wie ein derart erfolgreiches Angebot überhaupt in Nöte kommt, schließlich hat HotWired 1994 auch noch die Bannerwerbung erfunden. Jedenfalls hat man bereits mit der Kooperation begonnen. Wired wird auch auf dem Lycos Network abrufbar sein und Angebote von Lycos auf der Wired Site. Noch wird Wired Digital in San Francisco bleiben und eine unabhängig arbeitende Filiale mit eigenem Namen darstellen. Davon verspricht man sich vorerst, ein vielfältigeres Publikum zu erreichen.
Natürlich, der Nimbus von Wired als Vorreiter der digitalen Revolution, die man gerne für sich in Anspruch nahm, ist schon zuvor zerbröckelt. Auch keine Ankündigung eines "long boom" konnte darüber hinwegtäuschen, der jetzt in der Weltwirtschaftskrise sich sowieso als Illusion oder gar als Selbsttäuschung erwiesen hat. Trotzdem und bei aller Kritik, die Cyberkultur hatte Wired mit allen Ablegern viel zu verdanken - und ist jetzt womöglich wieder ein Stück ärmer geworden. Wired News verkündete schließlich selbst, daß mit diesem Schritt der "Trend zur Konsolidierung in der Internet-Industrie" weitergehe.
Siehe auch in Telepolis: Lycos friĂźt Wired, Altavistas gehen vom Netz. (fr)