Schach Mensch-Maschine: Computer ausgebremst

Die vierrundige Team-Schachweltmeisterschaft in Bilbao endete mit einem 8-4 Sieg der Computer, die fünf Mal gewannen, sechs Remisen zuließen und nur eine Partie verloren. Die Rechner zeigten sich besonders mit den weißen Steinen überlegen; jedoch scheinen sich die Großmeister langsam einzuschießen, denn sie strebten entweder sehr geschlossene Stellungen mit ineinander verzahnten Bauernketten an oder versuchten, so schnell wie möglich viele Figuren abzutauschen. In beiden Fällen können Schachprogramme ihre Rechen-PS nicht so gut auf die Straße bringen wie in offenen Stellungen mit taktischen Zielen.

Zu interessanten Partien führt das aber nur selten, zumal die Großmeister selbst in leicht vorteilhaften Stellungen keine Gewinnversuche mehr unternehmen. Hydras Programmierer Dr. Chrilly Donninger kommentierte gegenüber heise online: "Kalifman hat ziemlich trocken gegen Hydra remisiert. Ich weiß nicht recht, was man dagegen machen kann." Der Eröffnungsexperte des Hydra-Teams, Großmeister Christopher Lutz, meinte dazu nur: "Schach ist halt ein remisliches Spiel."

Wollen die Veranstalter solcher Turniere verhindern, dass den Zuschauern die Füße einschlafen, brauchen sie ein anderes Konzept – oder andere Spieler. So verhandelt das Hydra-Team bereits mit dem amtierenden Weltmeister, dem für seine kämpferische Einstellung bekannten Bulgaren Wesselin Topalow, ließ Donninger durchblicken. Auch könnte es eine gute Idee sein, mal ein paar andere Programme einzuladen, etwa den Sieger der letzten Computer-Weltmeisterschaft Zappa, den Ranglisten-König Shredder oder das ehemalige Open-Source-Programm Fruit. Und Großmeister aus den Top10 als Gegner wären auch zu begrüßen – die dann hoffentlich erfolgreicher spielen als Michael Adams vor einigen Monaten. Partien, Rundenberichte und Fotos gibt es auf der Newsseite von Chessbase.

Siehe dazu auch:

• Team-Schachwettkampf Mensch-Maschine

(Lars Bremer) / (jk)