Online-Betrüger locken mit "Halbtags Arbeit für jeden"

Für das Leerräumen von Bankkonten nach einer erfolgreichen Phishing-Attacke greifen Betrüger immer mehr auf Strohmänner zurück. Bei den Anwerbeversuchen wird viel Geld für wenig Arbeit versprochen.

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Von
  • Daniel Bachfeld

Offenbar haben die Phisher mit ihren Angriffen auf Online-Banking-Kunden weiterhin großen Erfolg. Deshalb nehmen in letzter Zeit auch die Anwerbeversuche für deutsche Strohmänner per E-Mail immer mehr zu, in denen die schnelle Mark versprochen wird. Um an das Geld ihrer Opfer zu gelangen und ihre Spuren zu verwischen, gehen die Betrüger nämlich mehrstufig vor. Zuerst transferiert ein Mittelsmann mit geklauter PIN und TAN das Geld auf das Konto des Strohmannes, der dies abzüglich der ihm versprochenen Provision von seinem Konto abhebt und bei Western Union einzahlt. Anschließend übersendet er dem Drahtzieher den Auszahlungscode, der sich damit in einer der in 190 Ländern vertreten Western-Union-Niederlassung das Geld auszahlen lässt. Da das Western-Union-Transfersystem ohne Konten funktioniert, lässt sich danach der Empfänger nicht mehr ermitteln.

In der Regel ist ein Strohmann allerdings schnell "verbrannt". Da die Überweisung auf sein Konto direkt vom Konto des Opfers stattfand, lässt er sich nach einer Anzeige schnell dingfest machen. Zudem wird er doppelt bestraft, nicht nur muss er dem Opfer den Betrag erstatten, zusätzlich wird er noch wegen Geldwäsche angeklagt.

Dass seine Tätigkeit vielleicht nicht ganz koscher ist, hätte dem Strohmann zwar vorher auffallen sollen, allerdings scheinen Versprechungen wie "Halbtags Arbeit für jeden" einigen die Sinne zu verwirren. Auch die in Brachial-Deutsch verfassten Texte scheinen wenig Zweifel an der Seriosität der Angebote zu wecken, scheinbar handelt es sich ja um international agierende Dienstleistungsunternehmen.

Die Optik der HTML-Mails ist zwar professionell, der deutsche Text aber fast unverständlich.

Mitte des Jahres ist auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) auf diese Anwerbeversuche für "Finanzagenten" aufmerksam geworden und hat die Banken aufgefordert, auf die Tätigkeiten von Geldwäschern zu achten. Vereinzelt warnen sogar einige Banken, etwa die Postbank, auf ihren Seiten nicht nur vor Phishing-Mails, sondern auch vor Anwerbe-Mails.

Grundsätzlich sind solche Angebote einfach zu erkennen: Sie versprechen viel Geld für wenig Arbeit. Voraussetzung ist nur, dass der Strohmann ständig per E-Mail und Handy erreichbar ist, um Anweisungen der Drahtzieher entgegenzunehmen. (dab)