Amazon.com beantragt Patent auf "Geschenkvorschlagsystem"

Dem US-amerikanischen Patentamt liegt ein Antrag des Online-Einzelhändlers auf ein System vor, für das eine umfangreiche Sammlung persönlicher Daten erforderlich ist.

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Der US-amerikanische Online-Einzelhändler Amazon.com hat ein Patent auf ein System beantragt, mit dem so genannte gift cluster erstellt werden können. Mit Hilfe einer umfangreichen Sammlung an Daten über seine Kunden soll ein Vorschlagsystem entstehen, mit dem die Entscheidung über das richtige Produkt oder Geschenk erleichtert wird. Dafür sollen die Kunden freiwillig Merkmale wie Geschlecht, Geburtsdatum, Religionszugehörigkeit, Interessen, Wohnort, Bildungsgrad, Einkommen, Beruf und Volkszugehörigkeit angeben. Die Technik würde über bereits bei Amazon.com verwendete Vorschlagsysteme weit hinausgehen.

Der Patentantrag wurde im Dezember 2005 eingereicht und ist die Ergänzung eines bereits im Jahr 2000 vorgelegten Antrags. Ende vergangener Woche wurde er vom US Patent and Trademark Office veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass Amazon.com die selbst gesammelten Daten mit denen aus öffentlich zugänglichen Datenbanken ergänzen will. Als Beispiel heißt es, falls ein Kunde keine demographischen Informationen über einen möglichen Empfänger kennt, sei das Datensammelsystem möglicherweise in der Lage, diese aus einem Nutzerprofil, aus früheren Bestellungen oder aus öffentlichen Datenbanken zu ziehen. Daraufhin sei das System in der Lage, einen zu den gewonnenen Informationen passenden "gift cluster" zu erstellen.

Die US-Zeitung Seattle Post-Intelligencer schreibt, Amazon.com hege derzeit keine Pläne, ein solches Datensammelprogramm in die Tat umzusetzen, es gehe zunächst nur darum, das "geistige Eigentum zu schützen". Die Bearbeitung des Patents wird voraussichtlich einige Jahre dauern, das müsse Amazon.com aber nicht davon abhalten, das System einzusetzen. Weiter zitiert der Bericht die Datenschutzexpertin Lillie Coney vom Electronic Privacy Informationen Center (EPIC), die zur Vorsicht rät. Die Daten könnten in die Hände der unzähligen Einzelhändler fallen, die ihre Geschäfte über Amazon.com abwickeln, bis hin zu Behörden und Computereindringlingen. (anw)