Rocketdyne entwickelt Antrieb für neue NASA-Mondrakete

Der kalifornische Raketentriebwerke-Spezialist Pratt & Whitney Rocketdyne hat von der NASA einen 1,2-Milliarden-Dollar-Auftrag zur Entwicklung eines neuen Raketenmotors für die obere Brennstufe der Ares-Trägerraketen erhalten.

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Von
  • Peter-Michael Ziegler

Ares I (links) befördert die Orion-Kapsel ins All, Ares V unter anderem das Mondlandemodul.

Der kalifornische Raketentriebwerke-Spezialist Pratt & Whitney Rocketdyne hat von der US-Raumfahrtbehörde NASA einen 1,2-Milliarden-Dollar-Auftrag zur Entwicklung eines neuen Raketenmotors für die obere Brennstufe einer neuen Trägerrakete erhalten, mit der die künftige Raumkapsel Orion sowie Traglasten für bemannte Mond- und Marsmissionen ins All befördert werden sollen. Von der neuen Trägerrakete Ares wird es zwei Versionen geben, die in Anlehnung an die früheren Saturn-Raketen des Apollo-Mondprogramms mit "I" und "V" gekennzeichnet sind: Während die für eine Nutzlast von rund 25 Tonnen ausgelegte Ares I die Orion-Kapsel mit mehreren Astronauten an Bord zunächst in eine niedrige Erdumlaufbahn bringen soll, kann die Ares V pro Start bis zu 130 Tonnen ins All befördern. In beiden Raketen kommt in der oberen Brennstufe der neue, so genannte J-2X-Antrieb von Rocketdyne zum Einsatz, der flüssigen Wasserstoff (LH2) und flüssigen Sauerstoff (LOX) verbrennt. Der J-2X ist eine Weiterentwicklung des J-2-Antriebs, der schon in den Saturn-Raketen genutzt wurde.

Anders als bei den Apollo-Missionen wird im Rahmen des US-Raumfahrtprogramms Constellation nicht alles, was für eine Reise zum Mond oder Mars benötigt wird, in einem Schub in den Weltraum geschossen, sondern Raumkapsel sowie Landemodul und sonstige Bestandteile werden gesondert ins All befördert und dort erst zusammengesetzt. Für die Konzeption und den Bau der Orion-Raumkapsel, die von der Form stark an die Apollo-Kapseln erinnert, den Astronauten aber deutlich mehr Platz bieten soll, ist das US-Rüstungsunternehmen Lockheed Martin zuständig, das dafür insgesamt 8,15 Milliarden US-Dollar erhält. Vor dem ersten Mond-Trip, der für das Jahr 2020 geplant ist, soll die auch als "Crew Exploration Vehicle" (CEV) bezeichnete Orion-Kapsel für den Transport von Personen zur Internationalen Raumstation (ISS) genutzt werden.

In der neuen Orion-Raumkapsel sollen Astronauten eines Tages bis zum Mars fliegen.

Den Auftrag zur Entwicklung des neuen Antriebs für die obere Brennstufe der Ares-Raketen erhielt Rocketdyne ohne Ausschreibung. Nach Angaben von Jeff Manley, Leiter des Constellation-Programms bei der NASA, gibt es derzeit kein anderes Unternehmen, das die Entwicklungsvoraussetzungen unter Berücksichtigung straffer Zeitpläne einhalten kann. Der J-2X-Antrieb ist Bestandteil der so genannten Earth Departure Stage (EDS) und wird bei der Ares I in einer Höhe von rund 58 Kilometern über der Erde erstmals gezündet. Nach dem Andocken im All an das Lunar Surface Access Module (LSAM) wird die EDS ein zweites Mal gezündet und beschleunigt das Mondlandemodul samt Orion-Kapsel dann für die Reise zum Mond oder später einmal zum Mars. Entwickelt wird das EDS vom Marshall Space Flight Center der NASA in Huntsville, Alabama. (pmz)