Die Rolle der Informatik in der Gesellschaft

Die Gesellschaft für Informatik veranstaltet eine Tagung zum Verhältnis von Kontrolle und Transparenz; unter anderem geht es um die Jobcard, IT-Strategien in Entwicklungsländern, DRM und Online-Wahlen.

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Von
  • Richard Sietmann

"Kontrolle durch Transparenz – Transparenz durch Kontrolle" – unter diesem Titel hat der Fachbereich Informatik und Gesellschaft der Gesellschaft für Informatik (GI) eine Tagung gestellt, die vom 27. bis 29. April auf dem Campus der Humboldt-Universität in Berlin-Adlershof stattfinden wird. Mit insgesamt acht Workshops soll es an den drei Tagen darum gehen, etwas mehr Transparenz in die fortschreitende Informatisierung der Gesellschaft zu bringen. So widmet sich ein Workshop der JobCard als elektronischem Einkommensnachweis und den Schwierigkeiten, datenschutzgerechte Lösungen für Identitätskarten zu finden. Ein anderer nimmt mit Gästen aus Afghanistan, Kamerun und Kuba nationale IT-Strategien für Entwicklungsländer ins Visier.

Gleich zwei Workshops beschäftigen sich mit den gegensätzlichen Interessen der Medienunternehmen, die eine verstärkte technische Kontrolle über die Inhalte fordern, und der Öffentichkeit am ungehinderten Zugang zu den Kulturgütern. In dem einem geht es um DRM-Systeme, freie Kultur und digitale Medien, in dem anderen ums wissenschaftliche Publizieren – ein Bereich, in dem sich die Open-Access-Bewegung gegen die Verschärfung des Urheberrechts wendet und wo die Verwertungsinteressen kommerziell orientierter Wissenschaftsverlage mit der Verpflichtung der Wissenschaft auf das Gemeinwohl kollidieren.

Zu dem gerade unter dem Gesichtspunkt des Transparenzverlustes heftig umstrittenen Thema "Demokratie und Online-Wahlen" stehen Impulsreferate von Rüdiger Grimm von der Universität Koblenz zum Nutzen elektronischer Wahlgeräte und des Präsidenten der International Federation for Information Processing (IFIP), Klaus Brunnstein, zum Vertrauensverlust durch die elektronische Stimmabgabe auf dem Programm. Daneben sollen unter der Leitung der Medienwissenschaftlerin Debora Weber-Wulff von der FHTW Berlin Fallbeispiele wie Plagiarismus, Biometrie, Hacking, medizinische Datensammlungen und Geschäfte mit Minderjährigen diskutiert werden, aus denen die Fachgruppe "Information und Ethik" Ethische Leitlinien der GI entwickeln will.

Das Auftaktreferat zur Eröffnung der Tagung wird die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion und Bundesjustizminsterin a. D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger halten. Von den Teilnehmern erhoffen sich die Veranstalter, dass sie schon im Vorfeld auf einem eigens eingerichteten Wiki Analysen und Positionen in die Diskussion einbringen. Die Schreibrechte auf dem Wiki sind an die Anmeldung gekoppelt. (Richard Sietmann) / (jk)