Breitband für Afrika

Das Projekt "Breitband für Afrika" soll zum WSIS-Ziel beitragen, bis 2015 die Hälfte der Menschheit mit Internet-Zugängen zu versorgen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 115 Kommentare lesen
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Wolfgang Kleinwächter

"Breitband für Afrika" ist eines von drei sogenannten Flaggschiffprojekten der "Global Alliance for ICT and Development" (GAID), die zum Ziel des "Weltgipfels zur Informationsgesellschaft" (WSIS) beitragen sollen, bis zum Jahr 2015 die Hälfte der Menschheit Online zu bringen.

Das Projekt "Broadband for Africa" besteht aus drei selbständigen, aber miteinander verbundenen Elementen. Ein Backbone-Unterseekabel für Ost- und Südafrika, ein landgestütztes Backbone-Netz für mehr als 20 Länder im sub-saharischen Afrika und lokale Zugangsmöglichkeiten über WiMax oder Telezentren. "Ohne Infrastruktur bleiben alle Debatten zur Überwindung der digitalen Spaltung reines Wortgeklingel", sagte Craig Barrett, Intel-Aufsichtsratsvorsitzender und Chairman der Global Alliance, auf der GAID-Jahrestagung im kalifornischen Santa Clara. ITU-Generalsekretär Hamadoun Touré erinnerte daran, dass die ITU bereits in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen langfristigen Plan verabschiedet hatte um den damaligen "Missing Link" zu beseitigen und Afrika besser mit Telefonen zu versorgen. Das Projekt sei gescheitert, weil niemand ausreichend in die Infrastruktur investiert habe, sagte Touré in Santa Clara. Das dürfe sich bei den Anstrengungen, die "Digital Divide" zu überbrücken, nicht wiederholen. Die ITU ist im Rahmen der WSIS-Implementierung für die Aktionslinie 3, die den Aufbau von Infrastrukturen in unterversorgen Gebieten gewidmet ist, veranwortlich.

Ausgangspunkt des GAID-Flagschiff-Projekts ist die Vollendung des bereits im Bau befindlichen "East Africa Submarine Cable System" (EASSy). Dieses Unterseekabel soll bis zu 20 Landepunkte an der Ostküste Afrikas erreichen, von denen aus terrestrische oder drahtlose Breitband-Netzwerke ins Innere Afrikas führen können. The EASSy-Projekt ergänzt ein vorhandenes Unterseekabel an der Westküste Aftrikas, das Europa mit Kapstadt verbindet. Mit EASSy wäre die breitbandige Umrundung Afrikas vollendet.

EASSy ist zunächst eine Initiative der eAfrika-Kommission der "New Partnership for Africa's Development" (NEPAD). Das Projekt wird vorrangig von Alcatel in Zusammenarbeit mit Lucent Technologies gebaut, das Budget beläuft sich auf rund 300 Millionen US-Dollar; EASSy soll Ende 2007 fertig sein. Das darauf aufbauende "Regional Communication Infrastructure Project" (RCIP) soll dann in einer ersten Phase landgestützte Beitbandverbindungen nach Kenia, Burundi und Madagaskar bringen. In einer zweiten Phase sollen dann Sambia, Botswana, Äthiopien, Djibouti, Malawi, Uganda, Ruanda, Lesotho, Simbabwe und Somalia ans Breitbandnetz angeschlossen werden.

Bei der GAID-Tagung in Santa Clara informierte Mark Williams vom InfoDev-Programm der Weltbank in Washington D.C., dass die Weltbank das RCIP-Projekt mit 100 Millionen US-Dollar unterstützt; insgesamt geht man von einem Investitionsvolumen von 2,5 Milliarden US-Dollar in den nächsten fünf Jahren aus, das vorrangig vom privaten Sektor in Partnerschaft mit den jeweiligen Regierungen getragen werden soll. Auf einer Sitzung im September 2006 im sambischen Lusaka hatten sich 21 afrikanische Kommunikationsminister in einem gemeinsamen Protokoll darauf geeinigt, die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.

Mark Williams betonte jedoch in Santa Clara, dass der eigentliche Durchbruch für eine Versorgungsverbesserung erst dann erzielt werden kann, wenn die neu entstehende Infrastruktur auch bei individuellen oder institutionellen Endkunden ankomme. Dies liege vorrangig in der Verantwortung der einzelnen afrikanischen Staaten und ihrer Regierungen. Ein Schlüsselproblem bilden dabei die Zugangspreise für Endkunden. Solange ein Breitbandzugang mehr als das Jahrerseinkommen eines Durchschnittsverdieners kostet, ist das Risiko groß, das EASSY und RCIP die sprichwörtlichen "Wasserhähne in der Wüste" bleiben. Auf der GAID-Tagung in Santa Clara wurde daher immer wieder betont, dass es von entscheidender Bedeutung sei, wie man die regulativen Rahmenbedingungen gestalte und wie die Liberalisierung des nationalen Telekommunikationsmarktes vorangetrieben sowie ein kostensenkender Wettbewerb gefördert werde. Vorhaben wie das WiMax-Projekt in Uganda, wo der landesgrößte private ISP Infocom begonnen hat, in Städten und Dörfern Hotspots mit Reichweiten bis zu 30 km zu schaffen, haben dabei durchaus Modellcharakter. Die meisten dieser Hotspots können mit einem überschaubaren Investitionsvolumen errichtet werden. Für die ugandische Hauptstadt Kampala plant Infocom zunächst mit 300.000 US-Dollar.

Das darauf aufbauende lokale Geschäftsmodell wird aber zerstört, wenn für die Errichtung lokaler Hotspots horrende staatliche Lizenzgebühren fällig werden. Eine Reihe afrikanischer Regierungen erwägen die Einführung solcher Gebühren und das Verbot von Voice-over-IP (VoIP), um damit die durch die neuen Breitbandnetze zu erwartenden Einnahmeausfälle der größtenteils noch staatlichen nationalen Telekommunikationsunternehmen zu kompensieren.

Das GAID Flagship Projekt koordiniert die Weltbank in Kooperation mit der eAfrika-Kommission von NEPAD, der Afrikanischen Entwicklungsbank (ADB), der ITU und der Europäischen Kommission sowie Unternehmen der lokalen privaten Wirtschaft und relevanten Nutzerorganisationen. (Wolfgang Kleinwächter) / (ciw)